«Die Grundsituation: Die Menschen sind unterwegs und befinden sich in der Regel nicht in ihrer gewohnten Umgebung. Dabei können sie sich verstellen, täuschen und betrügen. Die Reisenden, die im Hotel haltmachen, sind oft nicht, wer sie zu sein scheinen. Womöglich zeigt sich aber auch in dieser Situation erst ihr wahres Ich. Die Möglichkeiten für dramatische Konflikte sind vielfältig. Für den Film ist dieser Handlungsort geradezu prädestiniert, denn ein Besuch im Hotel ähnelt den anderthalb Stunden, die wir im Kino verbringen: Für kurze Zeit kommen wir in einen begrenzten Raum, und für die Dauer unseres Aufenthalts ist dieser kleine Raum wie das ganze Leben. Alles spielt sich hier ab: Geburt und Tod, Begegnungen und Trennungen, Liebe, Hass und Freundschaft, Versteckspiel und Offenbarung, Edelmut und Verbrechen, Lebenskrisen und deren Bewältigung. Am Ende, wenn wir aus dem Hotel oder dem Kino kommen, kehren wir zurück in unseren Alltag, wo diese Begegnungen noch nicht stattgefunden haben, die Verbrechen noch nicht gewagt sind, die Liebe noch nicht gefunden wurde. Doch vielleicht ist unser normales Leben durch das, was wir in jener kurzen Zeit auf begrenztem Raum erlebt haben, ein kleines bisschen anders geworden. So ist das Hotel (oder das Kino) ein Spiegel des Lebens und Traum einer besseren Welt.» (Aus dem Programmtext)
Die Reihe umfasst unterschiedlichste Filme, von Stummfilmen wie Der letzte Mann (1924) oder Grand Hotel (1927) über Robert Siodmaks ersten Tonfilm Abschied (1930) und Alain Robbe-Grillets L'année dernière à Marienbad (1961) bis hin zu Stanley Kubricks Thriller The Shining (1980) und Wes Andersons The Grand Budapest Hotel – Wes Anderson (2014).
Filmbulletin 2.16 widmet dem Thema Kino im Hotel einen ausführlichen Essay.
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