Öffentliche Tagung von Focal, cinéeducation.ch und Solothurner Filmtagen (Detailliertes Programm und Beteiligte PDF)
Filmbildung, Filmerziehung, Filmvermittlung oder neudeutsch «Film Education» – unabhängig von der Wortwahl ist klar: Ein kompetenter Umgang mit dem Medium Film will gelernt sein. Wie werden Filmbilder gemacht, und was machen sie mit uns? Das Bewegtbild ist allgegenwärtig und beeinflusst unsere Wahrnehmung in vielen Situationen. Da braucht es mündige Bürgerinnen und Bürger, die audiovisuelle Produkte entziffern und kritisch betrachten können.
Von daher mag es überraschen, dass der Film nicht schon längst Schulstoff ist. Dafür gibt es eine Reihe von Initiativen, die diesen Mangel teilweise kompensieren. Der Verein cineducation.ch vereint Institutionen, die auf dem Gebiet tätig sind, von Kursen über das Filmemachen bis zur Organisation von Filmevents und zur Filmpädagogik für Lehrerinnen und Lehrer. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Der Verein Filmkids organisiert Workshops und Filmdrehs mit Kindern und Jugendlichen, in der Freizeit oder als Projektwochen in der Schule. Der Filmklub Zauberlaterne begeistert Kinder im Primarschulalter landesweit, und die Schweizer Jugendfilmtage haben Generationen von Jugendlichen dazu inspiriert, Kurzfilme zu machen.
Und im Rahmen der Conférence intercantonale de l’instruction publique de la Suisse romande et du Tessin (CIIP) haben sich die Erziehungsdirektionen der Kantone Bern, Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Ticino, Waadt und Wallis zusammen getan, um eine gemeinsame Initiative für Film- und Medienbildung zu entwickeln. Ein Ergebnis davon ist die französischsprachige Online-Plattform e-media.ch, die eine Palette von Ressourcen für die Filmlehre in der Primar- und Sekundarschule bietet.
Für weitere Kooperationsmodelle lohnt sich der Blick über die Landesgrenzen. Auf EU-Ebene beschäftigt sich das Programm «Creative Europe» intensiv mit der Frage der audiovisuellen Alphabetisierung. In Deutschland zeigt das Netzwerk Vision Kino, wie Verleiher und andere Akteure aus der Filmbranche mit Filmförderinstitutionen und Regierungsorganisationen als Public-Private-Partners zusammen arbeiten können. Auch in Frankreich findet man innovative Ansätze, um Sensibilisierungsarbeit fürs Kino mit Filmhandwerk für Kinder und Jugendliche verknüpfen. Zum hundertjährigen Jubiläums des Films lancierte die Cinémathèque Française ihre Initiative «Cinéma, 100 ans de jeunesse», die bis heute andauert und inzwischen auch in anderen Ländern übernommen wurde. Durch das ganze Schuljahr hindurch werden filmästhetische Aspekte thematisiert, danach gibt es die Gelegenheit, im Rahmen eines Workshops entsprechende Kurzfilme zu machen, die dann in der Cinémathèque gezeigt werden. Ein führende Rolle in Sachen Filmbildung spielt das British Film Institute (BFI). 2014-15 veröffentlichte es die zurzeit wohl bedeutendste Studie zum Thema: «A Framework for Film Education» (pdf). Der Zweck: «To inspire and equip people across Europe to be able to enjoy, understand, create, explore and share film in all its forms throughout their lives.» Sprich, eine lebenslange Liebe zum Kino, verknüpft mit der Fähigkeit, Filme bewusst zu schauen und zu gestalten: Das sind die ultimativen Ziele der Filmbildung (gekürzter Programmtext).
Programm
10:15–12:45 Uhr: Lesen – Schreiben – Film verstehen. Filmbildung jetzt!
Bewegte Bilder sind allgegenwärtig – im digitalen Zeitalter ist Film das Medium für Information, Unterhaltung, Bildung und Kunst. Ein komplexes und mächtiges Medium mit einer eigenen Sprache, die es zu verstehen gilt. Die EU hat sich der Filmbildung angenommen, und in fast allen Ländern Europas gibt es Organisationen, die den analytischen und kreativen Umgang mit Film in Schulen und darüberhinaus fördern. Eine Chance für Politik und Filmbranche in der Schweiz, aus diesen Erfahrungen zu lernen und wirksame Strukturen für das Filmpublikum und Filmverständnis der Zukunft zu schaffen.
Podiumsdiskussion mit Nathalie Bourgeois (Cinémathèque française), Sarah Duve (Vision Kino, Deutschland), Christian Georges (e-media.ch, Suisse) und Mark Reid (British Film Institute), Moderation/Animation: Marcy Goldberg (Filmhistorikerin
14:15–15:30 Uhr: Filmemachen will früh gelernt sein: Case Study Filmkids
Der Verein Filmkids.ch organisiert Workshops und Lager rund ums Filmemachen in Schule und Freizeit. Zum 10-jährigen Jubiläum hat der Verein Filmkids.ch mit 60 Jugendlichen einen abendfüllenden Spielfilm produziert. Im einjährigen Experiment in dem Kinder zwischen 10 und 18 Jahren ihr Talent zeigen, werden die Grenzen zwischen Frühförderung und professioneller Kinofilmproduktion ausgelotet. Was ist das Fazit dieses ambitionierten Projekts?
16.00–16.45 Uhr: Junge Talente: Schauspiel-Karrieren früh lancieren
Sechs vielversprechende junge Schweizer Schauspieltalente erhalten 2017 die Möglichkeit ihre Karriere zu lancieren. Die zwei «Ehemaligen» sind inzwischen erfolgreiche Talente. Lilian Amuat und Sven Schelker präsentieren die aktuellen Jungen Talente, inszeniert wurden die Newcomer von den Filmschaffenden Katalin Gödrös, Cihan Inan und Jann Preuss.
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