Neben dem Festival des osteuropäischen Films im ostdeutschen Cottbus, das seit 1990 jeweils Ende Jahr stattfindet, etablierte sich seit 2001 das vom deutschen Filminstitut organisierte goEast-Festival im westdeutschen Wiesbaden zu einer jährlichen Plattform des mittel- und osteuropäischen Kinos in Deutschland.
Das diesjährige Programm rückt neben aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen im Wettbewerb das Genrekino in den Mittelpunkt: Die Sektion «Porträt» ist Juliusz Machulski gewidmet, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent einiger der erfolgreichsten polnischen Produktionen der vergangenen 35 Jahre. Mit ihrem Balanceakt zwischen westlichem Genreduktus und einem bissigen, sozialkritischen Humor trafen die Filme schon zur Zeit ihrer Kinostarts einen Nerv, heute sind sie in Polen kult, insbesondere die Komödien. Gezeigt werden u.a. die Science-Fiction-Satire Seksmisja (Sex Mission, 1984), die Verwechslungskomödie Kiler (Killer, 1997) und das Historiendrama Szwadron (Squadron, 1992).
In der Sektion «Symposium» dreht sich alles um den Kriminalfilm. Unter dem sperrigen Titel «Die im Schatten: Verbrechen und andere Alltäglichkeiten im mittel- und osteuropäischen Kriminalfilm ab 1945» versammelt sie wenig bekannte Spielarten des Krimis, vom klassischen Polizeifilm bis hin zum nihilistischen Noir. Das Potenzial des Genres, länderspezifische Zeitgeschichte und Lebenswirklichkeiten abzubilden, ist eine der Fragen, mit denen sich die Referentinnen des begleitenden Symposiums beschäftigen, eine andere, warum der Kriminalfilm trotz seiner Beliebtheit und der Produktionsfülle bislang weder in der Wissenschaft noch bei der Kritik gross Beachtung finde
Passend zur politischen Aktualität nicht nur in Osteuropa befasst sich die Sektion «Beyond Belonging» unter der Überschrift «Wir und sie? Vom Anderssein und Andersmachen» mit dem Phänomen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, dem sogenannten Othering. Eine Auswahl von Spiel- und Dokumentarfilmen, Medienarbeiten und Klassikern beleuchtet es in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen – von subtilen Formen ethnischer Ausgrenzung bis zu gewalttätiger Homophobie.
Das detaillierte Programm steht ab Anfang April zur Verfügung.
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