Im Mai präsentieren das Kino Xenix in Zürich und das Stadtkino Basel eine umfassende Retrospektive mit Filmen des serbischen Regisseurs Želimir Žilnik, in Zürich ergänzt um eine Masterclass mit ihm unter dem Titel «Form follows Urgency – Eine dokumentarische Sprache der Dringlichkeit» am 7. Mai (zusammen mit Focal, Anmeldung bis 24. April).
1942 geboren, begann Želimir Žilnik in den 1960er Jahren Kurzfilme zu drehen und gehörte – wie Dušan Makavejev, dem das Xenix im Mai seine Nocturnes widmet – der sogenannten Schwarze-Welle-Bewegung an, die sich durch unkonventionelle Herangehensweisen und Stile, einen unverstellten Blick auf die widersprüchlichen Realitäten in Titos Jugoslawien und nicht zuletzt schwarzen Humor auszeichnete. Später machte sich Žilnik mit engagierten Dokumentar- und Spielfilmen auch international einen Namen, zeitweilig lebte und arbeitete er im deutschen Exil. Sein neuester Film Logbook Serbistan (2015) rückte die Flüchtlingskrise und die sogenannte Balkanroute ins Licht, bevor sie international zum grossen Thema wurde.
«(....) Želimir Žilnik stammt aus Novi Sad in der Vojvodina, einer Region, die in der komplexen Geografie des ehemaligen Jugoslawiens noch einmal eine Sonderstellung einnimmt, weil dort eigentlich kein Nationalismus verfangen kann – zu kompliziert sind die ethnischen und kulturellen Verhältnisse. Genau diese Hybridität eignet auch Žilniks Filmen, die in ihre wandlungsfähige Form aufnehmen, wovon sie häufig erzählen: von widersprüchlichen Verhältnissen, denen mit klaren Regeln schwer beizukommen ist. Nicht zuletzt die Kunst der Improvisation hat es Žilnik erlaubt, über historische Brüche und soziale Katastrophen hinweg ein umfangreiches Werk zu schaffen, das durch tiefe Humanität und unbeirrbaren Witz geprägt ist. Witz in dem Sinn, dass die schwierigen Verhältnisse nicht fatalistisch akzeptiert werden dürfen. Witz als utopische Energie.» (Bert Rebhandl, Programmtext Xenix)
Ergänzt werden die Retrospektive Želimir Žilnik und die Dušan-Makavejev-Nocturnes im Xenix mit einem Spezialprgramm unter dem Titel «Die neue Belgrader Schule». Es umfasst Kurzfilme der neuen Absolventengeneration der international gefeierten Belgrader Fakultät der dramatischen Künste (Belgrader Shorts) und ein «Meet the Talents»-Podium mit den Machern und Macherinnen.
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