Die zehnte Ausgabe der Summer School im Österreichischen Filmmuseum befasst sich entlang des Verhältnisses von «Kindheit und Kino» mit Methoden der Filmvermittlung für schulische und ausserschulische Kontexte. Vor dem Hintergrund, dass von Lehrkräften zunehmend Kompetenz in Medien-/Filmbildung erwartet und Film im Unterricht auch einsetzt wird, eine Auseinandersetzung mit Film in der pädagogischen Ausbildung aber fehlt, setzt die Summer School das «differenzierte Sehen» ins Zentrum.
Ein solches zielt – jenseits von Film als vermittelndem Medium für andere Themen und Fächer, jenseits aber auch von einer Vermittlung, die sich auf rein formale filmische Aspekte oder filmgeschichtliches Wissen beschränkt, – zuallererst auf die «Wahrnehmung und Identifizierung möglicher (persönlicher) Lesarten eines filmischen Werkes: Was ist Film – Material, Dokument, Kunstform? Wie ist er einsetzbar? Welche Lesarten brachte und bringt er hervor? Wie kann ich mich ihm annähern? Solchen Fragen zur Filmwahrnehmung wird in der schulischen Filmvermittlung wenig Beachtung geschenkt. (...) Dass ein Film zunächst eine zutiefst persönliche Erfahrung ist, die auch Unsicherheiten zulässt, wird auch manchmal aufgrund der Schulstoff-Agenda in den Hintergrund gedrängt.»
Die Sommer School will Zugänge präsentieren, die die persönliche Erfahrung und Auseinandersetzung als Basis der Filmvermittlung in den Vordergrund stellen, wie es u.a. Bettina Henzler in ihrem Buch «Filmästhetik und Vermittlung: Zum Ansatz von
Alain Bergala: Kontexte, Theorie und Praxis» postuliert. Henzler ist eine der Referentinnen der Tagung und ausserdem Leiterin des DFG-Forschungsprogramm «Filmästhetik und Kindheit», mit dem das Filmmuseum kooperiert. An den vier Tagen werden je unterschiedliche Zugänge der Vermittlung erarbeitet, von der Arbeit mit Stills und Sequenzen, über die Analyse von Schauspiel, Tongestaltung und dramaturgischem Aufbau bis zum Gespräch mit dem Filmemacher. Jeden Tag steht ein anderer Film mit kindlichen Protagonisten im Vordergrund, was zugleich einen «vielschichtigen Blick auf das Verhältnis von Kindheit und Kino und die darin angelegten Bildungsprozesse» erlauben soll:
Tag 1: Kino gegen die Erwachsenen – Zéro de conduite, Jean Vigo, Frankreich 1933
Tag 2: 'Wilde' Kinder, Bildung und Kino – The Apple (Sib), Samira Makhmalbaf, Iran 1998
Tag 3: Kinokindheit – Himmel oder Hölle, Wolfgang Murnberger, Österrreich 1990
Tag 4: Der Blick des Kindes auf die Welt – Der Geist des Bienenstocks (El espíritu de la colmena), Víctor Erice, Spanien 1973
Anmeldung bis 19. August, Kosten 70 Euro
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