Das Museum für Gestaltung in Zürich ermöglicht ab 3. Februar bis 9. April einen Blick ins allgemein wenig bekannte Schweizer Experimentalfilmschaffen ab den sechziger bis in die achtziger Jahre. Mit rund zwanzig präsentierten Super-8- und 16-mm-Filmen und zahlreichen Videoprojektionen, Installationen, Objekten und Plakaten wird einem die Vielfalt und die überbordende Dynamik dieses Schaffens in der Schweiz vorgestellt. Das reicht von Chicorée (1968) von Fredi M. Murer, einem kongenialen Porträt des Poeten und Aktivisten Urban Gwerder, über H. H. K. Schoenherrs Konzeptfilme Play 2 & 3 von 1968 bis zu Pipilotti Rists I’m Not the Girl Who Misses Much von 1986. Vorgestellt werden etwa Arbeiten wie Noel Street von John M. Armleder und der Gruppe Ecart, Jalousie von Hans-Jakob Sieber und Dot von Dieter Roth, alles Filme, bei denen der Filmstreifen direkt be- oder auch misshandelt wurde. Die Ausstellung lässt in ihrer Architektur die Atmosphäre des Expanded Cinema der sechziger Jahre wiederaufleben und ermöglicht ein «Abtauchen in eine Welt der Bilder und Klänge».
Begleitend zur Ausstellung finden zwei Filmgespräche im Kino Toni statt: Am Mittwoch, 8. Februar, 18 Uhr mit Clemens Klopfenstein über sein Geschichte der Nacht (1978) und am Mittwoch, 1. März, 18 Uhr, mit Hans-Jakob Siber, heute vor allem als Gründer des Sauriermuseums in Aathal bekannt, in jenen Jahren aber etwa mit Jalousie, Arise Like a Fire und Die Sage vom alten Hirten Xeudi und seinem Freund Reiman ein höchst spannender Exponent der schweizerischen Experimentalfilmszene.
Grundlage der Ausstellung ist das SNF-Forschungsprojekt «Schweizer Filmexperimente 1950 bis 1988» unter der Leitung von François Bovier, Adeena Mey, Thomas Schärer und Fred Truniger. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Institute for the Performing Arts and Film der Zürcher Hochschule der Künste, der Section d’histoire et esthétique du cinéma der Universität Lausanne, der Hochschule Luzern – Design & Kunst und der Kunsthalle Fri Art Fribourg entstanden, wo die Ausstellung deutlich umfangreicher vom November 2015 bis Februar 2016 bereits zu sehen war.
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