Die Retrospektive der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin stellt die Vielfalt des Weimarer Kinos ins Zentrum. Vor rund 100 Jahren, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und mit der Ausrufung der Weimarer Republik, entwickelte sich eine der produktivsten und einflussreichsten Phasen des deutschen Filmschaffens, die dessen internationale Wahrnehmung bis heute prägt. 28 Programme mit Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus den Jahren 1918 bis 1933 werden bei Weimarer Kino – neu gesehen auf der großen Leinwand zu erleben sein.
Die Vielfalt des Weimarer Kinos lässt sich insbesondere anhand der Werke von Filmschaffenden begreifen, die üblicherweise nicht zu den prominenten Regiegrößen jener Zeit gezählt werden. Der Reichtum der Filme so unterschiedlicher Regisseure wie Franz Seitz sen. (Der Favorit der Königin, 1922), Hermann Kosterlitz (Das Abenteuer einer schönen Frau, 1932) oder Erich Waschneck (Die Carmen von St. Pauli, 1928) zeigt sich nicht nur im Variantenreichtum ihrer Themen, Stoffe und Figuren, sondern auch in ihrer ästhetischen Gestaltung. Die legendäre Epoche der deutschen Filmgeschichte wird, aus einer neuen Perspektive betrachtet, ihrem exzellenten künstlerischen Ruf abermals gerecht.
Zu den Höhepunkten der Retrospektive gehören die Erstaufführungen einiger aktueller Restaurierungsvorhaben wichtiger deutscher Archive und Filminstitutionen. Präsentiert werden der Bergfilm Kampf ums Matterhorn (1928, Mario Bonnard, Nunzio Malasomma), Robert Reinerts Monumentalfilm Opium (1919) sowie ein lange Zeit als verschollen geltender zweiteiliger Film Urban Gads Weltbrand und Die Flucht aus dem goldenen Kerker, 1921).
Die meisten Stummfilme im Programm werden live durch international renommierte Musiker/-innen begleitet. Zur Retrospektive erscheint die deutschsprachige Publikation «Weimarer Kino – neu gesehen» im Bertz + Fischer Verlag.
Begleitet wird das Filmprogramm der Retrospektive von zahlreichen Veranstaltungen in der Deutschen Kinemathek.
(Bild aus: Die Carmen von St. Pauli, 1928)
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