Im Zentrum des März-Programms des Filmmuseums in Wien stehen zwei stilprägende Autoren des klassischen Hollywood: John Huston (1906–1987) und William Wyler (1902–1981), deren Filme im Dialog mit Werken dreier Zeitgenossen präsentiert werden: Frank Capra, John Ford und George Stevens. Alle fünf Regisseure waren tief geprägt durch die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und ihre filmischen Beiträge zur US-Kriegsführung.
1984 zeigte das Filmmuseum eine Huston-Gesamtschau, nun präsentiert es eine erste Werkauswahl im Dialog mit Filmen von Kollegen und Konkurrenten – insbesondere dem gebürtigen Elsässer William Wyler, der Huston mit großen Würfen wie A House Divided (1931) oder Jezebel (1938) als Drehbuchautor lancierte und ihm lebenslang Seelenbruder blieb: "Willy was certainly my best friend in the industry." Unbestritten ist Wylers Rolle als führender US-Regisseur seiner Generation. Quer durch die Genres – von dramatischen Registern zur romantischen Komödie Roman Holiday (1953) – demonstrierte Wyler bei allen Unterschieden in Gestus und Ton seiner Filme ähnlich tiefes, humanistisches Einfühlungsvermögen wie Huston. Auch sein Œuvre, als "akademisch" geschmäht, verlor an Auteur-Prestige, da er ostentativ Thema und Darstellerarbeit über den Stil stellte, wiewohl seine Arbeiten mit Kameramann Gregg Toland die revolutionäre Tiefenschärfe- Gestaltung von Citizen Kane (1941) vorwegnahmen.
Wylers Meisterwerk The Best Years of Our Lives (1946) ist zudem emblematisch für die Verarbeitung der gemeinsamen Weltkriegserfahrung. Wie Huston, Stevens, Capra und Ford schloss sich Wyler einer Filmabteilung der U.S. Armed Forces an: Für diese "Big Five" wurde es zu einem Galvanisationspunkt ihrer Karrieren. Die Kriegsdokumente von Wyler, Ford und Huston, der die Schlacht von San Pietro (1945) teils re-inszenierte, wurden zu Höhepunkten des Kinos. Alle fünf kehrten aus dem Krieg zurück ins Studiosystem und in eine Welt, deren ethische, ästhetische und soziale Normen zutiefst erschüttert waren.
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