Die grosse Retrospektive des Filmfestivals Locarno tourt traditionell nach dem Ende des Festivals durch einige weitere Kinos. Das diesjährige Prgoramm "Black Light"macht da keine Ausnahme. Ab dem 29.8. ist eine Auswahl von 16 Filmen aus dieser Reihe zum schwarzen Filmschaffenim Berner Kino REX zu sehen.
Das Thema der Reihe mag auf den ersten Blick ambitioniert, fast ein wenig grössenwahnsinnig anmuten: Ist es wirklich möglich, die Vielfalt schwarzen Filmschaffens in einem Programm abzubilden? Oder auch: Gibt es sie überhaupt, die eine schwarze Filmästhetik? Die von Greg de Cuir Jr. zusammengestellte Retrospektive antwortet auf solche Skepsis mit einer klaren Fokussierung: Das schwarze Licht ist zwar grundsätzlich ein internationales Phänomen, im Zentrum der Reihe stehen jedoch die Erfahrungen schwarzer Menschen in den USA und deren filmische Repräsentation von der Stummfilmzeit bis (fast) in die Gegenwart.
Zum Auftakt ist Oscar Micheaux' Within Our Gates von 1920 zu sehen, eine Antwort auf David W. Griffiths von rassistischer Ideologie durchsetzte Grossproduktion The Birth of a Nation: Wo Griffith den Ku-Klux-Klan zum Retter der amerikanischen Demokratie stilisierte, erzählt Micheaux, ausgestattet mit weitaus geringeren finanziellen Mitteln, aber ebenso ehrgeizig, vom mühsamen Kampf schwarzer Bürgerrechtler gegen Vorurteile, Armut und religiöse Ignoranz. Der Film ist mehrsträngig und nichtlinear erzählt, zum Grund allen Übels, einem Lynchmord, stösst er erst gegen Ende vor. Die Geburtssrtunde eines neuen Blicks, der sich in der Berner Reihe bis hin zum neuen schwarzen Independentkino eines Spike Lee und auch seinen Spiegelungen in Arbeiten weisser Regisseure wie etwa Quentin Tarantino weiterverfolgen lässt.
Auch das Zürcher Filmpodium wird in seinem Herbstprogramm eine Auswahl der Retrospektive präsentieren.

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