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Attackofthelederhosenzombies

«Zombies, what is des?»

Festivalleiter Thierry Jobin mochte Recht haben, als er sagte, dass es für einen vollen Saal offenbar lediglich einen ziehenden Titel brauche. Den hat Attack of the Lederhosen Zombies ohne Zweifel.

Text: Timo Posselt / 03. Apr. 2017

In Dominik Hartls Attack of the Lederhosen Zombies kommt das Übel mit dem Finanzkapital in die Berge. Bedrängt vom Klimawandel versucht der Bergkönig Franz (Karl Fischer) den russischen Investor Chekov (Kari Rakkola) von einer Investition in seinen wärmebeständigen Kunstschnee zu überzeugen. Damit will er die Zukunft des Skigebiets in den österreichischen Alpen retten. Die Schneemaschine mit der neongelben Flüssigkeit Solanum+10 dampft jedoch dem finanzstarken Gast ins Gesicht, dass es ihm die Blutbahnen und Organe mit leuchtenden Blasen verpestet. Bald kotzt er nur noch gelben Glibber und verkommt, wir ahnen es bereits, zum Zombie. Parallel dazu bleibt eine junge Snowboard-Crew dank eines geplatzten Sponsoringdeals auf dem Berg hängen. Die Lifte laufen längst nicht mehr, der Zugang ins Dorf ist versperrt, und alle sitzen in «Ritas Gaudihütt’n» fest, wo sich die Zombie-Seuche unter den Après-Ski-Feierenden ungehindert verbreiten kann.

Dominik Hartls zweiter Langfilm Attack of the Lederhosen Zombies besticht weniger durch einen unerwarteten Plot als vielmehr durch den verspielten Umgang mit den Versatzstücken seines Genres. So liegen die Sympathien erst bei den beiden jungen Snowboardern aus Dänemark und den USA und ihrer Managerin aus dem Balkan, während sich die Konfliktlinien entlang der Generationengrenzen ziehen. Doch während die Seuche das Hüttenvolk dahinrafft, werden die Feindeslinien zunehmend instabil und es ergeben sich unerwartete Komplizenschaften. Nachdem man der Hüttenwirtin Rita (grossartig: Margarete Tiesel) auf ihre Frage «Zombies, what is des?» erklärt hat, in welcher genretypischen Bredouille man sich befindet, nimmt sie den Kampf gegen die torkelnden Untoten gerne auf.

Dabei fällt ihr die Waffensammlung aus dem Zweiten Weltkrieg ihres verstorbenen Ehemanns Gustl in die Hände. Die sie plötzlich, spätestens seit Ulrich Seidls [art:im-keller:Im Keller] vermeintlich typisch österreichisch, aus dem Keller der Hütte hervorklaubt. Doch auch die Snowboards zeigen sich als effizientes Schlachtwerkzeug: So mancher 360°-Sprung säbelt einem Untoten den Kopf ab, was Regisseur Hartl in einem Zitat der berühmten Szene mit Strauss’ Donauwalzer aus Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey gipfeln lässt. So knacken tüchtig die Gebeine, sprudeln die Arterien und purzeln die Organe auf den Boden. Skistöcke und Bierbänke werden zweckentfremdet, und selbst eine Schneefräse tut wie schon in Fargo der Brüder Coen ihre Pflicht gegen die Zombiepest.

Es ist diese filmische Fabulierlust, die einem in Attack of the Lederhosen Zombies des 34jährigen Österreichers Dominik Hartl bestens unterhält. Auch wenn man sozialkritische Tiefe etwas vermissen mag, wirkt die nonchalante Ausführung noch waghalsigerer Ideen, wie man den nächsten Untoten über den Jordan bringen kann, nie abgedroschen. Dem mehrheitlich jungen Publikum in einem gut gefüllten Saal gestern Abend am FIFF gefiel der Film, der in Fribourg in der Sektion Mitternachtsvorführungen läuft. Festivalleiter Thierry Jobin mochte Recht haben, als er sagte, dass es für einen vollen Saal offenbar lediglich einen ziehenden Titel brauche. Den hat Attack of the Lederhosen Zombies ohne Zweifel. Er löst sein Versprechen auch ein und schreit gleichzeitig nach einer Fortsetzung.

Attack of the lederhosen zombies 3

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