Obwohl Frauen keine Minderheit unserer Gesellschaft darstellen, sind sie es im Filmgeschäft: Nur etwa fünf Prozent aller Spielfilme, die bei uns ins Kino kommen, stammen von Regisseurinnen. Seit wenigen Jahren regt sich deshalb Widerstand, und die Korrektur bei der Förderung und Auswahl bei Festivals wird lautstark eingefordert, zuletzt mit der Protestaktion 50/50 in 2020 auf dem roten Teppich in Cannes. Nun häufen sich auch Bemühungen, das herausragende Filmschaffen von Frauen sichtbarer zu machen: Im September zeigt das Zürcher Programmkino Xenix eine Reihe mit 23 sehr unterschiedlichen Filmen von Regisseurinnen aus den letzten Jahren. In eine ähnliche Richtung ging im April die kuratierte Streamingplattform mubi.com mit der Reihe «The Present Is Woman», die die ganze Bandbreite des weiblichen Filmschaffens präsentierte, während das Lincoln Center in New York mit «The Female Gaze» den Blick von Kamerafrauen thematisierte. In London widmete das British Film Institute sein Juni-Programm den Pionierinnen Agnès Varda und Ida Lupino und veranstaltete parallel dazu eine Konferenz mit dem Titel «Woman with a Movie Camera».

Dass gleichzeitig in Grossbritannien neben den neusten Filmen von Lucrecia Martel (Zama) und Claire Denis (Un beau soleil intérieur – Claire Denis) auch Jane Campions The Piano von 1993 wieder in die Kinos gekommen ist, war für den «Sight & Sound»-Chefredaktor, Nick James, Anlass, im Editorial der Juni-Ausgabe über diese «greatest filmmakers in the world» nachzudenken. Er erwähne sie nicht, weil sie alle das gleiche Geschlecht hätten, sondern weil sich ihre Filme im Vergleich zu anderen Filmemacher_innen durch eine einzigartige visuelle Sprache auszeichneten. So sei die fehlende Unterstützung von Regisseurinnen nicht nur unfair, sondern eine Behinderung von neuen, anderen Sicht- und Sehweisen. Wenn die meisten Filme, die wir sehen, von weissen Männern gemacht werden, führt dies unweigerlich zu einer Homogenisierung der Themen und zu einer Verarmung des visuellen Ausdrucks im Kino.
Es liegt also etwas in der Luft: das Bedürfnis, Filme von Frauen zu sehen und ihre Visionen, Geschichten und Stile zu diskutieren…
Den Essay können Sie weiterlesen in der Printausgabe von Filmbulletin.
Ausgabe 5/2018 nachbestellen.
Gefällt dir Filmbulletin? Unser Onlineauftritt ist bis jetzt kostenlos für alle verfügbar. Das ist nicht selbstverständlich. Deine Spende hilft uns, egal ob gross oder klein!