Die Leinwand wird ganz dunkel. Noch bevor man etwas sieht, hört man eine treibende, spannungsgeladene Melodie, die man nie vergessen wird. Im Fünfvierteltakt tragen einige Klaviertöne und Siebzigerjahre-Synthesizer ein Filmthema für die Ewigkeit vor. Die Angst und Spannung des folgenden Films sind bereits zur Gänze in der eigentlich schlichten Melodie enthalten. Dann erscheint ein grinsender Kürbis aus dem Schwarz.
Die Rede ist von John Carpenters Halloween. Der Regisseur komponierte seine Musik selbst. Heute ist Carpenter als Musiker (und Klingelton) genauso angesagt wie als Filmemacher. Er gilt neben Vangelis und Tangerine Dream als Pionier des sogenannten Synthwave. Nachdem die reinen Synth-Sound-tracks, die man mit Filmen wie Blade Runner oder Purple Rain verbindet, einige Jahre lang den Anschein machten, als wären sie schlecht gealtert, wirken sie heute – dank Nostalgiewellen – frischer denn je.
Der Einfluss des Synthesizers auf die Musik generell und besonders auf die Filmmusik ist immens. Seit Hersteller wie Moog, Korg oder Yamaha in den Sechziger- und Siebzigerjahren analoge Synthesizer auf dem Mainstreammarkt platzierten, ist der Sound nicht mehr aus unserem Alltag verschwunden.

Für das Kino spielte unter anderem Wendy Carlos durch ihre Arbeit mit Stanley Kubrick, insbesondere für dessen A Clockwork Orange, eine entscheidende Rolle. Ihre elektronische Bearbeitung von Beethovens 9. Symphonie landete letztlich gar nicht im Film, weil Kubrick sich dagegen entschied, aber ihre innovative Arbeit war ein Meilenstein für die noch jungen technischen Möglichkeiten. Unter anderem setzte sie einen Vocoder ein, um menschliche Stimmen in elektronische Signale zu wandeln. Für den Film fand sie zu einem bis heute beunruhigenden Klang, der die moralische Verwerflichkeit in einer ins Futuristische neigenden Welt greifbar macht.
Entmenschlichende Klänge
– synthetische Nostalgie
Giorgio Moroder hievte diese dann in ungeahnte Discohöhen. Der Produzent von Donna Summers «I Feel Love» wirkte entscheidend an der Musik von Filmen wie Paul Schraders American Gigolo oder Brian de Palmas Scarface mit. Ein Sound war geboren. Es folgten zahlreiche Beispiele für Synthesizer-Soundtracks – von Maurice Jarres surrealen Tönen in Witness bis zu Tangerine Dreams Near Dark-Stimmungen, die die melancholischen Drifter und Blutsauger durch die Nacht begleiten. Viele Filmemacher_innen…
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