«because white men
can’t police their imagination
black men are dying»
(Claudia Rankine)
Diese Zeilen schreibt die US-amerikanische Dichterin in ihrem Buch «Citizen: An American Lyric». Filmemacherin Ava DuVernay scheint diese Ansicht zu teilen – in ihrem 2016 bei Netflix erschienenen Dokumentarfilm 13th zeigt sie unter anderem auf, wie der 1915 erschienene Film The Birth of a Nation, der den Ku-Klux-Klan verherrlicht, die amerikanische Alltagsmythologie beeinflusst. «The Birth of a Nation festigte die Erzählung vieler Weisser über den Bürgerkrieg und dessen Folgen», erklärt Geschichtsprofessor Kevin Gannon darin. Während die Rolle der Südstaaten als heldenhaft dargestellt würden, erschienen Schwarze als tierische Wesen, die besonders für Weisse Frauen eine Gefahr darstellten, so Gannon

She's Gotta Have It (2017–2019) Regie: Spike Lee
Zwar hat sich in den 105 Jahren seit Erscheinen des Heldenepos im amerikanischen Film und der amerikanischen Gesellschaft einiges getan. Doch wie die regelmässigen Meldungen getöteter Schwarzer durch die Polizei und die BlackLivesMatter-Bewegung als Antwort darauf zeigen, existiert Gewalt gegen Schwarze nach wie vor – etwa in Form von Racial Profiling, der Assoziation von Kriminalität mit bestimmten Gruppen von Menschen aufgrund ihres Aussehens, und der häufig daraus resultierenden polizeilichen Gewalt. Filme wie 13th beleuchten nicht nur diese Formen des systemischen Rassismus, sondern zeigen auch die eigenartige Beziehung zwischen Rassismus und medialen Bildern auf. Die amerikanische Kulturkritikerin bell hooks sieht das Medium in ihrem Buch «Reel to Real: Race, Sex, and Class at the Movies» wiederum als Chance, um gängige Strukturen, die die «white supremacist capitalist patriarchy» aufrechterhalten, mit gegenhegemonialen Erzählungen zu hinterfragen.

When They See Us (2019) Regie: Ava DuVernay
Vielfältige filmische Darstellungen
Doch birgt gerade das Medium Film ein Risiko: Schwarze Körper primär als unterdrückte oder tote zu zeigen, kann schnell respektlos sein und zu einer allzu einseitigen Darstellung verkommen. Auch erinnert dies an die fotografisch festgehaltenen gelynchten Körper Schwarzer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Postkarten gedruckt und verschickt wurden. Dieser Herausforderung, die Realität abzubilden, ohne gängige rassistische Erzählungen zu nähren, stellt sich heute eine neue Generation Filmschaffender. Nebst DuVernays 13th sind auf Netflix etwa auch ihre Miniserie When They See Us über die Central Park Five, sowie eine Serienneuverfilmung von Spike Lees Kultfilm She’s Gotta Have It zu finden.
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