Zeiten ändern sich: Im Jahr 2001 flog man noch mit der Pan Am, der ikonischen amerikanischen Luftfahrtgesellschaft, mit gediegenem Service zum Mond – Flüssignahrung schlürfend und auf Designersesseln in Raum- stations-Lounges abhängend. Nur neun Jahre später drängten sich die Astro- und Kosmonaut*innen von West und Ost in funktionalen Blaubeziehungsweise Braunmännern in ein düsteres Raumschiff, das an ein muffiges U-Boot aus dem Kalten Krieg erinnert, um die gescheiterte Mission der Vorgeschichte in der Umlaufbahn des Jupiter zu untersuchen. Was ist passiert?

Kubricks 2001 – A Space Odyssey (1968) und sein etwas in Vergessenheit geratenes Sequel 2010 – The Year We Make Contact (1984) stehen wie kaum zwei andere Werke für den prägnanten Umbruch in der Ästhetik von Science-Fiction-Filmen: Von den technikverliebten, hochpolierten Sechzigern manövrieren sie das Publikum mit Überlichtgeschwindigkeit hinein in die depressiven Achtziger – mit ihrer düsteren Vorahnung vom realpolitischen Umbruch, der auf sie folgen sollte.

Die Sechziger: Technik ist Trumpf
Es ist eine Binsenweisheit, dass Zukunftsfilme mehr über die Gegenwart aussagen, in der sie entstanden sind, als über die tatsächliche Zukunft. Das ist auch der Grund, weshalb Science-Fiction-Filme von einem anthropologischen Standpunkt her betrachtet immer interessanter werden, je älter sie sind. Also nochmals zurück zum Space Age: 2001, Kubricks Meilenstein der Filmgeschichte, adelte 1968, auf dem Höhepunkt des Wettlaufs zum Mond, das Sci-Fi-Genre im Westen, das zuvor meist ein unterbelichtetes Dasein in der B-Movie-Sparte gefristet hatte. Der Zeitgeist war überreif dafür: Die Ingenieur*innen der Nasa waren drauf und dran, einen Mann auf den Mond zu bringen.

Doch auch jenseits des Eisernen Vorhangs war man voller Optimismus, was die Zukunft angeht, und – der Realität entsprechend – dem Westen sogar etwas voraus. 1958, als Sputnik bereits seit einem Jahr als erster menschengemachter Trabant um die Erde fiepte, reiste man im Osten in Небо зовёт (Der Himmel ruft) schon bequem per Passagierrakete zur sowjetischen Raumstation und später Richtung Mars. Auf dem Weg musste man aus Grossmut noch ein paar kopflose Amerikaner retten. 1960 flogen ostdeutsche Genoss*innen in Der schweigende Stern mit einer Crew, die sich in Sachen Diversity auch heute nicht verstecken müsste, in piekfeinem Setting zur Venus. Und visuell nahm die tschechoslowakische Produktion Ikarie XB 1 – wenn auch in Schwarzweiss – Kubricks Meisterwerk bereits 1963 vorweg. Und spätestens mit Solaris (1972) war das Gleichgewicht der Ästhetik zwischen den Supermächten wieder hergestellt.
Der vollständige Artikel gibt es in der Nr. 1/21 nachzulesen.
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