Filmbulletin Print Logo
Theredturtle 2

Vielschichtige Einfachheit

Im Zentrum von La tortue rouge steht die Beziehung zur Natur, das Einschwingen auf den Rhythmus einer Insel, deren Gleichgültigkeit gegenüber dem Menschen. Oswald Iten analysiert den eindrücklichen Zeichenstil von Michael Dudok de Wit in einem Videoessay.

Text: Oswald Iten / 08. Sep. 2016

Ein Schiffbrüchiger, der in der Nacht zuvor von riesigen Wellen angeschwemmt wurde, wacht erst auf, als sich eine Krabbe in sein weisses Hosenbein verirrt. Indem uns der niederländische Animationsfilmer Michael Dudok de Wit den gestrandeten Mann relativ klein in der unteren Hälfte einer komplett sandfarbigen Halbtotale zeigt, etabliert er die Körpersprache als zentrales Ausdrucksmittel seines dialoglosen Zeichentrickfilms La tortue rouge. Im Zentrum steht denn auch die Beziehung zur Natur, das Einschwingen auf den Rhythmus der Insel, deren Gleichgültigkeit gegenüber dem Menschen. Wie schon in seinen Kurzfilmen Le moine et le poisson (1994) und Father and Daughter (2000) vermittelt Dudok de Wit Gefühle auch hier lieber anhand von Körpersprache, Bildkomposition und Beleuchtung.

 

Weitere Empfehlungen

Videoessay

24. Sep. 2018

Melodramatische Geräusche bei David Lean

Akustik als Gefühlssteigerung: Brief Encounter des britischen Filmemachers David Lean führt vor, wie scheinbar banale Alltagsgeräusche eingesetzt werden, um uns das Innenleben von Figuren erleben zu lassen.

Videoessay

07. Mai 2018

Animation und Farben

Grave of the Fireflies (Hotaru no haka, 1988) von Takahata Isao ist ein Paradebeispiel dafür, wie naturalistische Farben zu klaren Konzepten organisiert werden können, um damit «einen Film verständlicher zu machen» (um Yasuda Michiyo zu zitieren, die für die Figurenfarbgestaltung zuständig war).

Videoessay

07. Nov. 2017

Endless Regression

Videoessay über die Filme von Jerry Lewis, wie sie in Endlosschleifen drehen, angetrieben von technischem Gerät, das sich kurzschliessen lässt.