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TOUCHING SOUND

Sound als Objekt im Film: Flüchtig und gefährlich. Man verbrennt sich die Finger daran.

Text: Johannes Binotto / 09. Feb. 2018

Sound als rätselhaftes Ding – flüchtig und nicht übersetzbar in musikalische Notation ­ kann gleichwohl konserviert werden: auf Platten, Bändern und Filmstreifen, die man anhalten, untersuchen und zerschneiden kann.

Ausgehend von Pierre Schaeffers Überlegungen zur «musique concrète» und dessen Begriff des «objet sonore» untersucht dieser Videoessay das Ende von Robert Aldrichs KISS ME DEADLY als Moment, wo sich Sound als widerständiges Ding zeigt, als radioaktives Phänomen, das alle Grenzen durchdringt, auch jene zwischen Inhalt und Forn und das auf der Oberfläche des Filmmaterials ebenso seine Spuren hinterlässt, wie an den Fingern der Figur.

Ihre Geste, wenn sie das gefährliche Objekt berührt, ähneln den Gesten desjenigen der den Videoessay macht: mit den Fingern auf der Tastatur geht dieser von Bild zu Bild, von Soundbite zu Soundbite, in der Hoffnung jene Momente des Films zu finden, an denen etwas spürbar wird, was sonst unbemerkt geblieben wäre. Der Videoessay ist Handarbeit im wörtlichen Sinn. Das Ruckeln des Bildes und das stroboskopische Zittern des Ton ist allein das Resultat, weil die Hand des Betrachters in den Lauf des Films eingegriffen hat. Keine zusätzlichen Töne wurden verwendet.

 


Auch die Ausgabe 8.17 des Filmbulletin widmete sich ganz dem Ton im Film. Dort ist auch ein Essay zu der Szene aus Kiss Me Deadly und wie diese mit der Geschichte des Tonfilms zusammenhängt nachzulesen, in der Printausgabe: Ausgabe 8/2017 nachbestellen

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