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Anonymous entwurfe 2

Das Innere nach aussen kehren

Kleider machen ­Leute. Eine Hose sagt mehr als ­tausend Worte und die passenden ­Schuhe ­machen schwermütig oder leichtsinnig. Für
die Kostümbilderin Lisy Christl ist die Arbeit an der äusseren Er­­­­­­­­­­­­­­­­­schei­nung von Film­figuren immer auch eine Gestaltung von ­deren Innenleben.

Text: Thomas Binotto / 21. Mär. 2018

Wenn Lisy Christl eine ihrer Mappen auf den Tisch legt, sollte man ihr genau auf die Finger schauen. In der Sorgfalt, mit der sie über die Seiten streicht, und in der schlichten Eleganz, mit der sie diese wendet, stecken gleichermassen Klarheit und Zärtlichkeit, ein Sinnbild ihrer Passion für das Kino. Wenn sie von ihrer Arbeit erzählt, dann sprudelt es nur so aus ihr heraus, dann kann man sich problemlos vorstellen, wie sie in Gedanken selbst in ihre Kostüme schlüpft und deren Rollen übernimmt. Man ahnt aber auch, wie energisch sie für ihre ­Visionen eintreten, wie mitreissend ihre Begeisterung wirken kann. Da ist immer noch junges Feuer und unstillbare Neugierde am Werk.
Sie, die das Schneiderhandwerk von Grund auf gelernt hat, ist heute eine der grossen Kostümbildnerinnen der Branche. Nach einer Schneiderlehre und Gesellenzeit an den Münchner Kammerspielen absolvierte sie die Meisterschule für Mode in München. Während fünf Jahren arbeitete sie danach als Assistentin in Theater- und Filmproduktionen unter anderem für Schlafes Bruder und ­Stalingrad von Joseph Vilsmaier. Bisheriger Höhepunkt ihrer Karriere war die Oscar-Nomination für Anonymous von Roland Emmerich. Am Beginn des Wegs stand Das Schloss von Michael Haneke. Zwanzig Jahre später wurde der Traum einer Zusammen­arbeit mit Terrence Malick wahr, dessen Radegund voraussichtlich in diesem Jahr in die Kinos kommt.

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Filmbulletin: Beginnen wir ganz unten, dort wo die Kamera selten hinschaut: Wie wichtig ist das Schuhwerk für ein Kostüm?

Lisy Christl: Was ist schlimmer, als ein Schuh, der drückt? – Wir müssen uns im Schuh wohlfühlen, am liebsten würden wir ihn gar nicht spüren. Tatsächlich wird in meiner Arbeit oft über Schuhe gesprochen, und Filmproduktionen geben viel Geld dafür aus, obwohl man sie im Bild meist nicht wahrnimmt. Ich bin fest überzeugt, dass perfekt sitzende Schuhe den Schauspieler_innen dabei helfen, buchstäblich in eine andere Welt hineinzugehen.

Und wie spüren Sie bei der Anprobe, ob die Schuhe passen?

Das ausführliche Gespräch mit Lisy Christl können Sie weiterlesen in der Printausgabe von Filmbulletin.
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Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 2/2018 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

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