Filmbulletin Print Logo
The new world 1024 1000139033

Mit Kopf, Haut und Haar?

Das Eintauchen ins Wasser als filmisches Motiv und das Eintauchen in ein fiktio­nales Universum gehören im Kino eng zusammen. Wir tauchen mit den Figuren in eine Welt, die uns umfängt, uns Zuflucht und sinnliches Erleben bietet. Mehr noch weist diese Verbindung von Wasser und Film darüber hinaus, auf die besondere Funktionsweise filmischer Wahrnehmung.

Text: Franziska Heller / 24. Okt. 2017

Der Moment des Eintauchens ist mehr als ein filmisches Motiv des Übergangs. Er ist ambivalent, mehr als ein eindeutiges Symbol der reinigenden Wiedergeburt, mehr als ein Sinnbild des Sichverlierens in einer visuell erzählten Geschichte. Aufgrund der spezifischen Wirkung von Filmbildern und des Montage-Flusses sind beim Filmeschauen von vornherein das Raum- und Zeiterleben neuen, von der Realität abgelösten Erfahrungen ausgesetzt. Wenn dies zusätzlich mit Erinnerungen an eigene sinnliche Körpererfahrungen wie etwa den Kontakt mit Flüssigkeiten geknüpft wird, dann entwickelt diese Konstellation – Wasser und Film – einen besonderen physischen Erlebnishorizont, der jenseits des kognitiven Begreifens liegt und grundsätzlich auf die Funktionsweisen filmischer Wahrnehmung deutet: das Paradox, dass man in Bilder eintauchen kann, während man trotzdem trocken im Kinosessel sitzt …

Weiterlesen können Sie diesen Artikel in der Printausgabe von Filmbulletin.

Ausgabe 7/2017 nachbestellen

Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 7/2017 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

Weitere Empfehlungen

Essay

27. Okt. 2019

Mit offener Hand

Verabreicht wird sie aus den unterschiedlichsten Gründen, viel wichtiger ist aber, was auf sie folgt. Die Ohrfeige ist ein selten thematisiertes, aber faszinierendes Objekt des Kinos.

Essay

31. Okt. 2016

Der Antiwestern

Jeder italienische Regisseur, der sich je an einem Western versucht hat, wird unweigerlich mit Sergio Leone verglichen. Einer, der als der «andere Sergio» des Italo-Western bekannt ist, war noch viel mehr als Leone darauf aus, das amerikanische Genre zu dekonstruieren und einen regelrechten «Antiwestern» zu schaffen: Sergio Corbucci

Essay

05. Nov. 2018

Unvorhersehbares

Der Film ist nicht nur selbst ein Produkt intensiver wissenschaftlicher Forschung, sondern bringt seinerseits die Wissenschaft auf neue Ideen. Der Film und seine Geschichte bilden ein Experimentalsystem, an dem wir nicht nur lernen können, wie sehr Kunst auf Forschung angewiesen ist, sondern auch, wie sehr Forschung immer auch Kunst ist.