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Follow the Water

Dreifach erzählt: Follow the Water

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Auch in Nordchile, das in diesem Dok entlang interessanter Kontraste porträtiert ist.

Text: Cindy Ziegler / 24. Apr. 2023
  • Regie

    Clément Postec & Pauline Julier

  • Kamera

    Benjamin Echazarreta

Wasser ist Leben. Wenn man auf fremden Planeten nach Leben sucht, dann sucht man vor allem nach Wasser. Und wenn man auf der Erde von Wasser spricht, dann geht es schnell auch darum, wem das Wasser gehört. Oder wer Zugang dazu hat. In Follow the Water wird aus drei Perspektiven erzählt, wenn sich Vergangenheit, Gegenwart und ein wenig Sci-Fi begegnen.

Schauplatz des Filmes von Pauline Julier und Clément Postec ist die chilenische Atacama-Wüste. Einem Gebiet mit einer der weltweit grössten Lithiumminen. Und einem Ort, wo man dem Himmel so nah zu sein scheint, wie sonst fast nirgends. Verschiedene Protagonist:innen erzählen, was sie mit diesem Raum verbindet: Eine indigene Frau, die für Wasserrechte kämpft, Wissenschaftler:innen, die dort einen Mars-Rover testen und Mineure, für die das Wasser Mittel zur Gewinnung von Lithium ist. Das Wasser ist dabei verbindendes Element, das der Dokumentarfilm akustisch und visuell erlebbar macht.

Follow the Water, der am Festival Vision du Réel in Nyon Weltpremiere feierte, ist das erste gemeinsame Werk von Pauline Julier und Clément Postec. Für Letzteren ist es das Regiedebüt. Wie schon in Pauline Juliers vorangegangenen Werken mutet auch Follow the Water wie ein Science-Fiction-Film an.

Für Produzent Fabrizio Polpettini handelt es sich dabei weder um einen streng wissenschaftlichen noch um einen dokumentarischen Film, sondern um eine freiere, ästhetische Reflexion darüber, was wir mit unserer Erde machen.

Die fragmentarische Erzählweise entlang dreier Perspektiven setzt sich in Follow the Water im dreigeteilten Bild fort: In drei Frames werden Bilder vor schwarzem Hintergrund nebeneinander montiert, inhaltlich kontrastieren sich die Bilder immer wieder, die in grellen Farben auch immer wieder fast kitschig wirkenden Landschaft präsentieren.

Als «kontraintuitiv» beschreibt die indigene Protagonistin unseren Umgang mit Wasser. Wasser sei keine erneuerbare Ressource. Und Land und Wasser sowie die Erde und das Weltall seien nicht voneinander zu trennen. Sie selbst stellt sich als Drinking-Water-Managerin vor und fragt sich, ob sie das zu einer Aktivistin mache.

Auch hier tut sich im Film ein Widerstand auf, auch ein narrativer: Denn gegenläufige Botschaften, aber eine ähnliche Wirkung vermitteln zugleich ein Werbeclip der Betreiberfirma der Lithiummine oder die Demonstration eines Nasa-Mitarbeitenden, wie sich der Mars-Rover fortbewegt.

Es sind denn auch diese Kontraste, die im Gedächtnis bleiben und nachdenklich stimmen. Nicht über geballte Informationen, sondern über diese filmischen Widerstände vermittelt Follow the Water seine differenzierte Sicht auf die wichtigste Ressource.


Der Beitrag entstand im Rahmen einer Exkursion des MA Kulturpublizistik der ZHdK ans Filmfestival Visions du Réel in Nyon.

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