So klug kann grosses Erzählkino sein: Messerscharf und hochemotional ist auch Brizés dritte Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Unbarmherzigkeit.

Martin Walder entdeckt einen «Filmbulletin»-Essay zum Schweizer Film von 1995 wieder. Entlang den Ausführungen von Martin Schlappner blickt er auf die helvetische Filmgeschichte zurück – und darauf, was seit 1995 passiert ist.

In einer Schulklasse kommt ein Paar Kopfhörer abhanden und nichts mehr in diesem fein gespielten und ruhig beobachteten helvetischen Kleinstadtdrama ist so, wie es war. Zu wie vielen Menschen kann man gleichzeitig loyal sein? Eine Lehrerin versucht den Spagat.

Die französische Adaptation des israelischen Franchise Be Tipul ist die Serie der Stunde: 90 Prozent «talking heads» – alles also, was Gott auf der Leinwand verpönt hat – bieten 35 Mal intimes Psychodrama vor dem Hintergrund der islamistischen Terrorattacken in Paris 2015. Und schauspielerische Offenbarungen.

Von der Stunde Null dieser neuen, filmischen Epoche, über Auteurs, Gruppierungen und Institutionalisierungen bis hin zu den Meilensteinen: 12 Flashbacks auf den damals noch jungen Jungen Schweizer Film.

Vor Zeiten erdrosselt und verbrannt, landeten sie noch vor wenigen Jahrzehnten in Anstalten und wurden im Namen Gottes des Barmherzigen gezüchtigt: Kinder mit dem Makel, nicht der Norm zu genügen. Aber was ist die Norm?