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Mission Impossible The Final Reckoning
© 2025 Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Mission: Impossible – The Final Reckoning, the final Cruise

Der achte und vorläufig letzte Teil der Mission: Impossible-Reihe dreht einige Ehrenrunden zu viel. Doch Tom Cruises Stunt-Spektakel halten, was sie versprechen.

Text: Alan Mattli / 21. Mai 2025
  • Regie

    Christopher McQuarrie

  • Buch

    Erik Jendresen, Christopher McQuarrie

  • Kamera

    Fraser Taggart

  • Schnitt

    Eddie Hamilton

  • Musik

    Max Aruj, Alfie Godfrey

  • Mit

    Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Pom Klementieff, Angela Bassett, Esai Morales

  • Start

    21. Mai 2025

Wenn es das Ziel vom Kreativteam Christopher McQuarrie, Tom Cruise und Erik Jendresen war, das Publikum daran zu erinnern, dass es sich bei Mission: Impossible – The Final Reckoning um den achten und womöglich letzten Teil einer Reihe handelt, die seit 1996 Bestand hat, dann haben sie dieses bravourös erreicht. Denn bevor sich dieser Eintrag der Weiterführung der Handlung widmet, die vor zwei Jahren in Dead Reckoning Part One begonnen wurde, steht neben sehr viel steifer «Was bisher geschah»-Exposition vor allem eines an: Stöbern im Clip-Archiv.

Andächtig werden die Bilder von vergangenen unmöglichen Missionen hervorgekramt – vorzugsweise jene, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, oder solche, die besonders nachdrücklich daran erinnern, wie lange Cruise als Superagent Ethan Hunt schon die Welt vor dem Bösen rettet: ein 30 Jahre jüngerer Cruise, der in seinem ersten Einsatz an einem Seil hängend eine CIA-Laserfalle überlistet; sein Aufeinandertreffen mit dem inzwischen verstorbenen Philip Seymour Hoffman in Mission: Impossible III (2006); waghalsige Stunts wie die Turnübung am höchsten Gebäude der Welt in Ghost Protocol (2011) oder der nächtliche Basejump in Fallout (2018). «Was haben wir nicht alles miteinander erlebt», scheint The Final Reckoning immer wieder melancholisch zu seufzen.

Mission Impossible The Final Reckoning 1

© 2025 Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Das Problem: Nichts von alledem trägt sonderlich viel zum vorliegenden Film bei. Was aus Sicht der Macher:innen eine emotional sicherlich nachvollziehbare Ehrenrunde ist – immerhin geht hier nicht nur für Stunt-Auteur Cruise und Regisseur McQuarrie, sondern auch für Leute wie Ving Rhames und Simon Pegg eine Ära (vielleicht) zu Ende –, macht aus der Kinosessel-Perspektive vielmehr den Anschein einer Nachsitzlektion mit Mission: Impossible-Anstrich. Hier wurden aus dem allzu selbstreferenziellen Franchise-«Abschluss» Avengers: Endgame (2019) eindeutig die falschen Lehren gezogen.

Nachdem aber diese ersten 45 Minuten abgesessen sind, verwandelt sich The Final Reckoning in einen überaus unterhaltsamen, womöglich sogar besseren Film als Dead Reckoning. War der Auftakt zu diesem Zweiteiler über den Kampf von Ethan Hunt und seiner «Impossible Mission Force» gegen die künstliche Intelligenz «Entity», welche die Kontrolle über jedes digitale System auf der Welt an sich zu reissen droht, von erzählerischer Verzettelung und Aufschiebung geprägt, kommt der Schlussakt schliesslich erfrischend geradlinig, ja fast schon prägnant daher.

Mission Impossible The Final Reckoning 2

© 2025 Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Zwar verschreibt sich der Film ganz der Cruise’schen Spektakel-Philosophie, welche gefährliches Stunt-Handwerk klar über die an sich immer sehr vergnüglichen Spionage- und Heist-Thriller-Einschläge der Reihe stellt, doch an den Resultaten lässt sich hier nur wenig aussetzen. Ethans geradezu Slapstick-artig schieflaufende Expedition durch ein im Eismeer gesunkenes U-Boot ist ein kleines Meisterwerk an wortloser Action-Eskalation und ein eindrücklicher Beleg für McQuarries Qualitäten als Choreograf. Und auch im dreigeteilten Finale, in dem das Schicksal der Welt cartoonhaft dramatisch vom Erfolg eines Computerhacks, einer Atombombenentschärfung und einem Luftkampf, bei dem Cruise von Doppeldecker zu Doppeldecker hangelt, abhängt, zeigt sich Mission: Impossible von seiner maximalistisch-spannendsten Seite.

Nicht minder spannend ist übrigens der Subtext der Affiche. So brechen Cruise und Co. vor dem Hintergrund der immer intensiver werdenden KI-Flirts der Hollywood-Teppichetagen einmal mehr eine Lanze für menschliche Kreativität und «obsolete» Technologien von Sextanten bis UKW-Funk.

Fast noch anregender jedoch ist der hier stattfindende Abgesang auf die geopolitische Hegemonie der USA, welcher in jener Szene seinen Höhepunkt findet, in der sich die amerikanische Präsidentin (Angela Bassett) entscheiden soll, welche US-Stadt eine Atomrakete abbekommen soll. Mission: Impossible, die Fernsehserie aus dem Kalten Krieg, die später auf der Kinoleinwand zur «War on Terror»-Fantasie mutierte, fantasiert in diesem vorläufig letzten Teil also ein Szenario, in dem Amerika von seiner eigenen Nuklearmacht heimgesucht wird. So leicht zerbröselt der in den Feuern von Hiroshima und Nagasaki geschmiedete US-Nachkriegskonsens.

 

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