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Claudine 6
© 20th Century Fox

Filmbulletin got Soul: Die Playlist zur Soundtrack-Ausgabe

Über unsere liebsten Soundtracks können Sie in der neuen Filmbulletin-Ausgabe lesen, aber: Den Soul muss man hören. Darum haben wir einige der besten Songs aus der aktuellen Nummer zusammengestellt.

Text: Oliver Camenzind / 13. Sep. 2023

Es gibt Filme, die es ohne Musik nicht zu ihrem Kultstatus gebracht hätten. Shaft ist so einer. Der Blaxploitation-Streifen erzählt die Geschichte eines Schwarzen Privatdetektiven, der durch die Strassen von Harlem schreitet und es dort mit ganz fiesen Typen aufnimmt. Beworben wurde der Film im Trailer von 1971 mit dem Slogan: «Hotter than Bond, Cooler than Bullitt». Seine Machart und die Tatsache, dass hier ein Schwarzer Schauspieler den rechtschaffenen Helden spielte, machten Shaft zu einem enormen Hit.

Einen erheblichen Beitrag zu seinem Erfolg dürfte aber auch der Soundtrack von Isaac Hayes geleistet haben. Hayes hatte zwei Jahre vor dem Film mit der Platte «Hot Buttered Soul» seine musikalische Innovationskraft bewiesen. Dadurch, dass er seine Songtexte gelegentlich mehr einsprach als sang, kann er zusammen mit Gil Scott-Heron zu den Vorbereiter:innenn des Rap gezählt werden. Von Gil Scott-Herons Debütalbum findet sich auf unserer Zusammenstellung der Song «The Vulture». Auf diesem Stück von 1970 ist die Reduktion der Musik auf Perkussion und repetitive melodische Fragmente schon gut zu hören. Das hat den Hip-Hop späterer Jahre und Jahrzehnte massgeblich geprägt.

Ein Konzept, das mit jenem von Shaft vergleichbar ist, stand auch hinter den Filmen Superfly (1972), Coffy (1973), Slaughter's Big Rip-Off (1973) und Black Caesar (1973), von denen je ein Stück in unsere Playlist eingegangen ist. Das ist Soul vom Allerfeinsten.

 

Die Verbindung von Hip-Hop und Film ist eine besondere. Schon früh haben die Hip-Hopper:innen das Medium Film für sich zu nutzen gewusst. So hatte der halbdokumentarische Wild Style 1983 erheblichen Anteil an der frühen Hip-Hop-Mythologie. Unzählige Male haben sich Musiker:innen später auf diesen Klassiker bezogen, der die Grössen der damaligen Subkultur versammelte. Auf unserer Wiedergabeliste findet sich das Stück «Down By Law» des New Yorker Musikers und Künstlers Fab 5 Freddy, der zu den wichtigsten Vertretern des sogenannten Old-School-Raps gehört.

An der Westküste der USA bildete sich knapp zehn Jahre nach Fab 5 Freddy eine eigene Rapszene, die mit den Konventionen des New Yorker Hip-Hop brach. Um den Produzenten Dr. Dre formierte sich die Gruppe N.W.A, die mit expliziten Schilderungen von Gewalt, Sex und Drogenmissbrauch auf sich aufmerksam machte und enormen Erfolg hatte. Über die Gruppe erschien ein 2015 ein Film, der heisst wie deren Debütalbum: Straight Outta Compton.

Neben N.W.A haben selbstverständlich auch andere Musiker:innen mit Hip-Hop-Hintergrund Karriere im Filmgeschäft gemacht. Zu den Bekanntesten gehören Will Smith und Queen Latifah, die mit je einem Stück in unserer Zusammenstellung vertreten sind.

Der Jazz auf dem Vormarsch

Ascenseur pour l'échafaud (1958) ist das Werk von lauter Genies. Regisseur Louis Malle versuchte sich zum ersten Mal an eigenen Stoffen und erschuf damit sogleich einen Meilenstein der Filmgeschichte. Die Musik dazu lieferte dank der Vermittlung des Schriftstellers Boris Vian der amerikanische Meister des Jazz, Miles Davis. Davis, dessen Platz in den vorderen Rängen der Musikgeschichte schon so gut wie gesichert war, setzte mit dieser Platte auch in der Filmgeschichte neue Massstäbe.

Sehr unmittelbar war der Einfluss von Louis Malle und Miles Davis auf die weitere Entwicklung der französischen Nouvelle Vague. Wenig später setzte auch Jean-Luc Godard auf Jazz als es um die Vertonung seines Klassikers A bout de souffle (1960) ging. Der französische Pianist Martial Solal spielte kühl-lässige Improvisationen ein, die perfekt in den zackig geschnittenen Gangsterfilm passten.

Gegen Ende der Sechzigerjahre interessierten sich auch Rockmusiker:innen für den Film. So vertonte die Gruppe Pink Floyd die Mondlandung für das britische Fernsehen und legte sodann mit dem Soundtrack zu More (1969) nach. Ihre Landsmänner von den Beatles hatten derweil schon ausführlich mit Fernsehfilmen experimentiert. Von ihnen erschien 1967 das psychedelische Album «Magical Mystery Tour» zum gleichnamigen Film.

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