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Zustände der Liebe

Der Kommissar Hanns von Meuffels ermittelt schon seit 2011 im ARD-SonntagabendKrimi Polizeiruf 110. Christian Petzold hat sich ab 2015 dieser Figur angenommen und sie in eine Liebesgeschichte verwickelt. Entstanden sind drei der aussergewöhnlichsten Fernsehfilme der letzten Jahre.

Text: Lukas Foerster / 23. Apr. 2019

Wenn Genres auf Konventionen gründen, dann ist der Fernsehkrimi ein besonders generisches Genre insofern, als er sich in den meisten Fällen auf eine vergleichsweise kleine Anzahl kommunikativer Grund­situationen reduzieren lässt. Jede einzelne Serie, jede einzelne Episode greift dasselbe Material auf und arrangiert es neu. Ganz besonders häufig taucht eine bestimmte Gesprächssituation auf: Zwei Polizist_innen sind im Auto unterwegs, eine_r auf dem Fahrer-, eine_r auf dem Beifahrersitz. Durch die Sicherheitsgurte fixiert, für gewöhnlich nicht einander, sondern der Aussenwelt vor der Windschutzscheibe zugewandt, unterhalten sie sich, meistens über den aktuell zu lösenden Fall, gelegentlich auch über Privates.
Szenen dieser Art stellen eine Möglichkeit dar, Informationsvermittlung ökonomisch und inszenatorisch unaufwendig mit zwischenmenschlichem Geplänkel zu verknüpfen, ausserdem suggerieren die Verkehrsbewegungen Dynamik und Zielgerichtetheit. Es verwundert deshalb nicht, dass die Kolleg_innengespräche im Auto im Fernsehkrimi allgegenwärtig sind, so allgegenwärtig sogar, dass sie einem in den meisten Serien gar nicht weiter auffallen. Man könnte auch sagen: Als etwas Spezifisches, als Form bleiben sie unsichtbar – normalerweise; nicht jedoch in den drei Fernsehkrimis, die Christian Petzold in den letzten Jahren für den Bayerischen Rundfunk gedreht hat. [...]

Den ganzen Essay können Sie in der Printausgabe von Filmbulletin lesen: Ausgabe 3/2019 bestellen

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Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 3/2019 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

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