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Ichwarzuhauseaber angela schanelec cnachmittagfilm 02

Ein Film wie ein Mobile

Wie schreibt man über einen Film, der sich als flüchtiges, assoziatives Werk den üblichen Kritikkriterien entzieht? Am besten in einem ebenso assoziativen Nachspüren.

Text: Silvia Szymanski / 29. Juli 2019

Ein vermisster Junge kehrt zurück. «Er war in der Natur»: So sagt es Angela Schanelec an der Pressekonferenz nach der Premiere auf der Berlinale dieses Jahr, wo sie den Silbernen Regie-Bären für ihren Film gewann. In der Natur ist auch sein Anfang. Ein Häschen läuft im hellblauen Himmelslicht über weite, felsige Felder. Ein glücklicher Hund tut es ihm nach … dann verschnauft das Häschen, entspannt an einen Stein gelehnt. Wie mit übereinandergeschlagenen Pfoten geniesst es die Aussicht auf das Tal. Es ist eine jener mythologisch pastoralen, südlichen Landschaften, in der einem die Felsbrocken vorkommen wie verzauberte Menschen. Ich war zuhause, aber ist ja auch – unter anderem – ein Märchen. Ein Gleichnis. Später im Stall frisst der Hund einen kleinen Hasen. Nicht den von eben, sage ich dem Kind in mir. Es sieht nicht schlimm aus. Er frisst den fremden, zarten Körper mit Geschick und Appetit; vom Häslein bleibt nicht viel übrig. Dann hört man klobig ungelenke Schritte auf dem Stallboden: Um die Ecke stakst ein grauer Esel. Schaut in die Kamera, schaut aus dem Fenster. Sonne spielt auf seiner Nase. Fliege brummt, Vöglein zwitschern. Er ist bei sich. Im blauen Abendlicht liegt der Hund zu seinen Füssen und atmet mit dem Bauch, wie er das will.

Das ist die Ausgangssituation. Bevor Menschen ins Spiel kommen. Und als sie dann kommen, spielen sie so, als hätte ihnen die Regie gesagt: Spielt so wie diese Tiere. [...]

Den ganzen Essay können Sie in der Printausgabe von Filmbulletin lesen: Ausgabe 5/2019 bestellen

Ichwarzuhauseaber angela schanelec cnachmittagfilm 01

Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 5/2019 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

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