Ein Diplom-Kurzfilm der Filmakademie Baden-Württemberg räumte im vergangenen Jahr von Moskau über London bis Los Angeles etliche Preise ab. The Beauty verschmilzt echte und computergenerierte Bilder miteinander und erzählt die schaurig-schöne Geschichte eines fiktionalen zweiten Lebens unseres Plastikmülls in den Weiten der Ozeane.
Orchestrale Musik und eine sonore, englischsprachige Männerstimme leiten die ersten Sekunden des Films ein, der wie ein epischer Unterwasser-Dokumentarfilm startet. Ein Fischschwarm zieht seine Kreise und die Off-Stimme fordert den Zuschauenden auf, sich gehen zu lassen, einzutauchen und einfach zu genies-sen. Doch was sind das für seltsame Fische, die da die Kamera immer näher umschwärmen? Sind das etwa Flip-Flops? Vielleicht hat man sich aber auch nur getäuscht. Es geht tiefer hinab, auf den Meeresgrund, wo das Sonnenlicht auf den Korallen tanzt und Algensträucher in der Strömung schwanken.
Teaser zum Interview mit Marc Angele
Doch Halt: Es sind Trinkröhrchen, Plastikgabeln und -messer, die sich da auf dem Meeresboden angesiedelt haben. Mit einer natürlich wirkenden Erhabenheit tarnt sich unser alltäglicher Müll in The Beauty mit Hilfe von animierten, visuellen Effekten (VFX) inmitten echter Meeresaufnahmen als Flora und Fauna. Schön sind diese fantastischen Tierchen aus Trinkflaschen, Pneus und Einwegtüten, denen man auf der Reise durch dieses Unterwasserwunder weiter begegnet – zu schön, um wahr zu sein. Beständig lullen uns Streicherklänge und der Mann aus dem Off mit seinem Gedicht ein, bis die Kamera an die Wasseroberfläche stösst, uns die magische Leichtigkeit des Tauchens nimmt und wir der Realität der Umweltverschmutzung bis an den Horizont ins Auge schauen müssen.
Zwei Schweizer stehen hinter dem Erfolgsfilm: Regisseur Pascal Schelbli konzipierte die Geschichte und entwickelte das Drehbuch, Marc Angele war als VFX-Supervisor für die Bilder verantwortlich. Im Gespräch mit Filmbulletin erzählt Angele von der Herausforderung des Animierens einer Unterwasserwelt und der politischen Botschaft des Films und er verrät, welches seine Lieblingsfigur ist.
Filmbulletin: The Beauty hat international bedeutende Preise gewonnen, darunter den Young Director Award in Cannes und den VES Award in Los Angeles. Was hat das mit dir gemacht?
Marc Angele: Es ist natürlich eine grosse Ehre. Für mich vor allem der VES Award, weil das quasi der Ritterschlag für visuelle Effekte ist – auch wenn wir «nur» in der Studierendenkategorie gewonnen haben. Es war nur schon ein Erlebnis, nach L.A. zu reisen und all die Leute aus der Branche zu treffen. Die grösste Freude am Erfolg ist aber, dass der Film, an dem wir zwei Jahre gearbeitet haben, nun von vielen Leuten gesehen wird.

Der Film spielt mit der Täuschung. Er beginnt als scheinbar harmlose Unterwasserdokumentation, um die heile Welt nach und nach mit
Plastik zu verseuchen. Wie habt ihr das aufgebaut?
Natürlich ist diese Brechung der Sichtweise absolut gewollt. Dabei spielt die Abfolge der Tiere, denen man durch den Film hindurch begegnet, eine Rolle: Vom Flip-Flop-Schwarm bis zum PET-Flaschen-Wal gibt es eine deutliche Steigerung. Das ist weniger eine technische als eine konzeptuelle Arbeit der Regie. Auch das Gedicht der Off-Stimme, die erzählt, wie alles in Ordnung sei, was mehr und mehr im Kontrast zu den Bildern steht, spielt da hinein. Pascal Schelbli, der Regisseur, und auch wir von der Visual-Effects-Seite wollten aber trotz der harten Realität der vermüllten Meere einen Film machen, der nicht nur schreckliche Bilder zeigt. Sondern einen, der auch Freude macht beim Anschauen und so vielleicht Menschen erreicht, die noch nicht für das Thema sensibilisiert sind.
Das Making-of und weitere Infos zum Film und zur Crew finden sich auf der Webseite des Films.
Das ganze Gespräch mit Marc Angele findet sich in der Ausgabe 3.20. Heft jetzt hier bestellen!
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