Filmbulletin Print Logo
Idi i smotri 021 1000138123

Konzentrierte Splitter

«O Partigiano! – Paneuropäischer Partisanenfilm» war die diesjährige Retrospektive der Viennale überschrieben. Das legt Fragen nahe: Gibt es so etwas wie ein Genre des Partisanenfilms? Oder wurde in Wien einfach nur eine Reihe von Filmen vorgeführt, in denen Partisanen auftauchen? Was unterscheidet einen Partisanenfilm von einem Kriegsfilm? Oder auch: Was zeichnet Filme aus, die sich dem Kampf gegen den Faschismus widmen?

Zwei, drei ruhige Schwenks über eine Berglandschaft. Ein Bach, der sich zwischen den Anhöhen durchschlängelt. Ein Schimmel am Ufer, trinkend. Idylle. Am Himmel tauchen Jagdflieger auf, erst geräuschlos, dann übermächtig dröhnend. Sie beginnen, das Pferd zu verfolgen, nehmen es ins Visier, Maschinengewehrsalven entladen sich, bis sie ihr eigentliches Ziel gefunden haben: Partisanen, die sich in den Bergen verschanzt haben.

In Hajrudin Krvavacs Diverzanti (Männer in Nacht und Flammen, Jugoslawien 1967) fühlt sich der Partisanenfilm, dem das Österreichische Filmmuseum und die Viennale in Kooperation mit dem Institut für Slawistik der Universität Wien eine umfangreiche Retrospektive widmen, an wie ein Genrefilm: Eine klar umrissene Situation, die Partisanen sind eingekesselt, hinter ihnen die Wehrmacht, vor ihnen ein Gebirgsplateau, also muss sich ein kleiner Trupp durchschlagen, um die Flugzeuge der Deutschen zu zerstören. Die Figuren sind schablonenhaft, es gibt den tollpatschigen Roma, den Juden, der nun in SS-Uniform als Partisan kämpft, und den durchgedrehten Jungspund. Alles ist hier Genre – amerikanisches Genre, Kriegsfilm, Komödie, Western, möchte man sagen –, weil Krvavac, der in seiner Karriere ausschliesslich Partisanenfilme gemacht hat, um die Wirkmacht der Wiederholung des Immergleichen und die Schönheit des Formelhaften weiss.

Die Retrospektive aber schlägt vor, im Partisanenfilm nicht nur Verweise auf das amerikanische Genre zu suchen, sondern ihn als eigenständiges, paneuropäisches Genre zu betrachten, das – wie der Western für Amerika – für Europa eine Narration und eine Form enthält, die im Kern antifaschistisch ist und darin den Flickenteppich der Länder einer Union in einem Narrativ und einer filmischen Form vereint.[...]

Den ganzen Essay können Sie in der Printausgabe von Filmbulletin lesen: Ausgabe 8/2019 bestellen

Roma citt aperta 003 1000013274

Text

filmbulletin.ch

Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 8/2019 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

Weitere Empfehlungen

Essay

01. Sep. 1994

Schein-Schwangerschaften

Grossesse nerveuse, Lou n'a pas dit non, Tschäss und Wachtmeister Zumbühl – Die Filme von Denis Rabaglia, Anne-Marie Miéville, Daniel Helfer und Urs Odermatt veranschaulichen zusammenzenommen ganz handlich, wie's um unser Kino heute bestellt ist, nämlich weder zum Besten noch zum Schlechtesten. Gesamthaft wenig anders als sonst.

Essay

20. Juni 2018

Von Menschen und Geistern

Der deutsche Dokumentar­filmemacher Philip Scheffner hat die Geduld, das scharfe Auge und das gespitzte Ohr des Vogelkundlers. Was er zusammen mit seiner Ko­autorin und Produzentin Merle Kröger in den Ritzen der Wirklichkeit findet und wie er das in Filmbilder setzt, ist politischer Natur.

Essay

13. März 2017

Zum Alien werden

Michael Shannon ist ein Schauspieler, dessen Aussehen und Spiel etwas Unbequemes, zuweilen auch Unheimliches hat. Bei Regisseuren wie Werner Herzog und Jeff Nichols zählt er zum bevorzugten Cast. Ein Blick auf einen Schauspieler mit einer ausserirdischen Schlagseite. (nur im Print)