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© Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Vom Unglück verfolgt: Caught Stealing

Endlich trifft Regie-Wunderkind Aronofsky wieder ins Schwarze – mit einer temporeichen Romanadaption.

Text: Selina Hangartner / 28. Aug. 2025
  • Regie

    Darren Aronofsky

  • Buch

    Charlie Huston

  • Kamera

    Matthew Libatique

  • Schnitt

    Andrew Weisblum

  • Musik

    Rob Simonsen, Idles

  • Mit

    Austin Butler, Zoë Kravitz, Regina King, Matt Smith, Liev Schreiber, Vincent D’Onofrio

  • Start

    28. August 2025

Darren Aronofskys Karriere ist ein interessanter Fall. Seine Filme sind eigenwillig, oft mit so viel künstlerischer Ernsthaftigkeit (und – wie ihm gern vorgeworfen wird – einer Prise Selbstherrlichkeit) inszeniert, dass sie vor den Kopf stossen. Sein jüngster Spielfilm, ein schwungvoller Krimi, zeigt aber, dass er, mit dem richtigen Material ausgestattet, nach wie vor glänzen kann.

Charlie Hustons Buch- bzw. Drehbuchvorlage scheint dieses «richtige Material» zu liefern. 2004 erschien Hustons erster Roman um seinen Protagonisten Henry Thompson, kurz «Hank», einen jungen Mann, der seine Hoffnungen auf eine Baseballkarriere nach einem Unfall begraben musste und nun als alkoholisierter Bartender und Taugenichts durchs Leben trudelt.

In seiner Adaption haucht Aronofsky der Geschichte von Beginn an Tempo ein. Denn Hank (gespielt von Austin Butler) gerät schnell und unfreiwillig in die kriminellen Machenschaften seines Punk-Nachbarn Russ (Matt Smith) hinein und muss sich auf eigene Faust behaupten. Vor Hanks Augen entfaltet sich eine Unterwelt voller eigenwilliger Figuren (darunter zwei Rabbis, unterhaltsam gespielt von Liev Schreiber und Vincent D’Onofrio), zu deren Spielball er und seine Freundin Yvonne (Zoë Kravitz) werden.

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Regina King und Austin Butler in Aronofskys neuem schwungvollen Krimi. / © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Dieses zweifelhaft-charmante Umfeld in einem chaotischen, verschmutzten New York, durchdrungen von Post-Punk-Musik, Sex und Gewalt, ist ein ideales Spielfeld für Aronofskys Regiestil. Laute Musik und schnelle Schnitte gehören seit Pi (1998) und Requiem for a Dream (2000) zu seinem kreativen Arsenal. Auch Austin Butler passt ins Bild: Das Repertoire seiner bisherigen Figuren – oft schmachtende, leidende, schöne Männer (darunter Elvis Presley) – kann er hier zugleich durchspielen und erweitern.

So wirkt Caught Stealing stilistisch wie eine Reise zurück in die frühen Nullerjahre, in denen die Geschichte auch spielt. Eine Rückkehr zu Aronofskys Frühwerk, aber auch zu einer Zeit, in der verworren-amüsante und zugleich äusserst brutale Kriminalfilme – etwa von Guy Ritchie – noch viel öfter im Kino zu sehen waren.

Besonders gelungen ist die Balance, die Caught Stealing über die ganze Laufzeit hält: zwischen einer emotional zugänglichen, realistisch wirkenden Geschichte und einem Übermass an Überzeichnungen, Zufällen, Humor und Gewalt, die das Ganze abwechslungsreich machen. Nie übertrumpft die Inszenierungslust die Geschichte; sie wird auch nicht schwerfällig erzählt, sondern bleibt auf leichten Füssen. Gute Spätsommer-Unterhaltung.

 

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