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Mother

¡Madre mía! – Mutterliebe im Grossformat

Wir arbeiten uns ein Leben lang an ihnen ab, denn sie sind der Anfang aller Dinge. Unsere 5 Mütter aller Mutterfilme.

Text: Teresa Vena / 10. Feb. 2022

1  — Mother, Bong Joon-ho, 2009

Weil ihr Sohn geistig zurückgeblieben ist, zweifelt keiner daran, dass er der gesuchte Mörder einer jungen Frau sein muss. Nur seine Mutter kämpft dafür, dass nach stichfesteren Beweisen gesucht wird. Da ihr aber keine:r glaubt, kippt schliesslich ihre jahrelang erduldete Erniedrigung in Rachsucht, sodass aus der friedfertigen Frau eine unaufhaltsame Löwenmutter wird.


2 — Todo sobre mi madre, Pedro Almodóvar, 1999

Als ihr Sohn bei einem Unfall stirbt, sucht eine Mutter nach dem Kindsvater, der mittler-weile als Frau lebt. In seinem Umfeld trifft sie auf weitere Transfrauen, die an der Armutsgrenze mit Drogensucht oder Aids kämpfen. Indem sie sich um sie kümmert, verarbeitet sie langsam ihre Trauer. Almodóvars Sicht auf Mütter ist eine heroisierende, und er zeichnet sie als aufopferungsvoll bis zur Selbstaufgabe.


3 — Flodder, Dick Maas, 1986

Familie Flodder richtet in einem Villenviertel Chaos an. Die alleinerziehende Mama Flodder wird von ihren fünf Kindern respektiert, doch um Konventionen kümmert sie sich nicht. Sie schwankt zwischen Fürsorglichkeit und Verantwortungslosigkeit. Ihr Markenzeichen sind eine brennende Zigarre im Mund, eine verdreckte Schürze, fettiges Haar und ihr Geschäft mit selbstgebranntem Schnaps im Keller.


4 — Precious, Lee Daniels, 2009

Die 16-jährige Precious wurde von ihrem Vater geschwängert. Statt bei ihrer Mutter Beistand zu finden, wird sie vielmehr von ihr weiter gedemütigt und ausgenutzt. Gespielt wird die exzentrische, selbstsüchtige und offen bösartige Lady Macbeth von Mo’Nique, die ihre Rolle beängstigend konsequent ausfüllt und die Vorstellung einer liebenden Mutter kategorisch konterkariert.


5 — Little Big Women, Joseph Hsu, 2020

Sie will unbedingt die Trauerfeier für ihren Mann durchführen, obwohl dieser sie vor zwei Jahrzehnten verlassen hat. Mit strengem Regime herrscht die Matriarchin über ihre erwachsenen Töchter, erlaubt ihnen und sich keine Schwäche. Gefühle bleiben unterdrückt und die emotionalen Bindungen angespannt.

Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 1/2022 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

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