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Portrait Oswald Iten

Oswald Iten

Oswald Iten (*1978 in Zug) hat an der Universität Zürich Filmwissenschaft und Publizistik studiert. Seit einem Redaktionspraktikum 2005 schreibt er als freier Mitarbeiter fürs Filmbulletin. Neben gelegentlichen Besprechungen aktueller Produktionen ist er momentan hauptsächlich für die Soundtrack-Seite verantwortlich. Disneys Jungle Book (1967), Hitchcocks Vertigo (1958) und Leones Once Upon a Time in the West (1968) weckten schon früh sein Interesse an jenem magischen Zusammenspiel von Bild und Ton, welches seine Arbeit als Trickfilmzeichner bis heute inspiriert. Als passionierter Kinomitarbeiter setzt er sich zudem mit regelmässigen Einführungsvorträgen für die Filmvermittlung ein.

Artikel dieser Autor:in

Soundtrack

05. März 2016

Erschaffung einer Klangwelt (Mad Max: Fury Road)

Die illusionistische Wirkung moderner Blockbuster basiert oft eher auf der engen Bild-Ton-Beziehung als auf inhaltlicher Realitätsnähe. So scheinen in George Millers Mad Max: Fury Road Geräusche, Stimmen, ja sogar die Musik organisch in der gezeigten Welt verankert, obwohl ihr Ursprung von dem der Bilder bisweilen so weit entfernt ist wie der Automotor vom damit unterlegten Warner Bros Logo. Ist die Synchronität jedoch gewahrt, akzeptieren wir als Zuschauer auch absurde Kombinationen als reale Vertonung der fiktiven Welt.

Soundtrack

18. Jan. 2016

Musikalische Spurensuche (The Thing)

Wer Ennio Morricones Filmmusik zu The Hateful Eight verstehen will, sollte sich keine Italo-Western, sondern John Carpenters The Thing von 1982 anschauen.

Kino

17. Jan. 2016

The Hateful Eight

Quentin Tarantino hat eine wohlbekannte Vorliebe für zynische Exploitationfilme, die krude Sozialkritik in reisserische Genregeschichten verpacken und damit oft genau das zelebrieren, was sie anzuklagen vorgeben. Dank seiner Fähigkeit, einprägsame Figuren zu kreieren und klischierte Erzählkonventionen zu reflektieren, transzendieren seine Filme ihre zuhauf zitierten Vorbilder jedoch meist um Längen. Mit The Hateful Eight, der sich um rassistische Gräueltaten während und nach dem Sezessionskrieg dreht, gelingt ihm dies hingegen nicht immer gleich gut.

Kino

06. Jan. 2016

The Revenant

Alejandro G. Iñárritus The Revenant fokussiert auf die spektakuläre Darstellung des Überlebenskampfs des von einem Bär schwerst verwundeten Trappers Hugh Glass in der eisigen Einsamkeit. Selten liessen sich im Kino Naturgewalten derart hautnah miterleben. Dank der Kraft seiner Bilder überzeugt The Revenant als ästhetische Erfahrung auch dort, wo Iñárritu dramaturgisch an den eigenen Ambitionen scheitert.

Soundtrack

14. Dez. 2015

Schlichte Vertonung intimer Gefühle (Carol)

Trotz der melodramatischen Ausgangslage einer gesellschaftlich unmöglichen Liebe trumpft Carer Burwell, der seine Partituren nach wie vor selbst orchestriert, in Carol von Todd Haynes nie mit schwelgerischer Symphonik auf. Er reiht sich mit den harmonisch schlichten Stücken in eine kammermusikalische Filmmusiktradition ein, die Elmer Bernstein, der für Haynes’ Far from Heaven seinen letzten Score geschrieben hat, 1962 mit To Kill a Mockingbird zur Blüte brachte.

Soundtrack

02. Nov. 2015

Klassische ­Filmmusik im Zeitalter des ­Sounddesigns

Während die eingängigen Themen und Motive von Raiders of the Lost Ark wohl den meisten Zuschauern im Ohr bleiben, zeigt sich eigentliche Meisterschaft des Komponisten John Williams in seiner Fähigkeit, bildgenau auf visuelle und emotionale Bewegungen zu reagieren, ohne den musikalischen Formwillen dem Effekt zu opfern. Gerade wegen dieser Nähe zur scheinbar redundanten Kompositionspraxis von Max Steiner und Erich Wolfgang Korngold wird John Williams von der seriösen Filmkritik oft vorschnell als reaktionär ignoriert. Ein genaues Hinhören lohnt sich: Soundtrack-Analyse mit Beispielen.