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Kritiken

Kino

23. Apr. 2014

Snowpiercer

Es ist eine dieser Anekdoten, die man nicht überprüfen kann: Als der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho in einem Buchladen in Seoul die Graphic Novel «Le Transperceneige» aus dem Regal nimmt, soll er noch im Geschäft alle drei Bände verschlungen haben. 2005 war das. 2010 beginnt das Schreiben am Drehbuch, im Juli 2012 enden die Dreharbeiten. Snowpiercer hat Bong nicht mehr losgelassen.

Kino

23. Apr. 2014

Suzanne

Man muss sich bei diesem Film der vierunddreissigjährigen Regisseurin und Drehbuchautorin Katell Quillévéré als Zuschauer auf vieles einlassen: auf das Hingeworfene der Erzählung, auf das Elliptische, auf das Lakonische, auf das Angedeutete, auf das Nicht-zu-Ende-Erzählte. Quillévéré hat für Suzanne so etwas wie eine filmische Stenografie entwickelt, die verkürzt, ohne hastig zu sein, die verknappt, ohne etwas zu vergessen.

Junge Kritik

23. Apr. 2014

Tempo Girl

Dominik Locher will mit seinem Filmdebüt Tempo Girl die Geschichte seiner Generation erzählen und trifft mit der Unruhe den Nerv unserer Zeit.

Kino

23. Apr. 2014

Violette

Gleich auf Anhieb den ersten Satz zu finden ist ein Glück, das Schriftstellern im Kino ohne Zweifel häufiger widerfährt als im Leben. Er entscheidet ja so viel. Er soll den Leser locken, dessen Neugierde wecken, besiegelt vielleicht gar schon den Pakt, den der Autor mit ihm schliessen will. Wer weiss, ob der Auftakt zu Violette Leducs Debütroman «L’Asphyxie» nicht tatsächlich aus ihr heraussprudelte?

Kino

23. Apr. 2014

Paul Bowles: The Cage Door Is Always Open

Der amerikanische Komponist und Literat Paul Bowles (1910–1999) zählt zum innersten Zirkel der anarchischen, avantgardistischen Intelligenzia seit Ende der zwanziger Jahre. Über sein künstlerisches Schaffen hinaus wurde er auch als Privatperson zur mystischen Stilikone. Und zum Inspirator, Motivator, Animator von Künstlerzeitgenossen.

Kino

12. März 2014

Le Démantèlement

Schon der Titel kündigt von Niedergang: Le démantèlement lässt sich übersetzen mit «Zerschlagung», «Zerstörung». Um eine solche geht es vordergründig in diesem Drama: Als seine ältere Tochter sich in finanzieller Not an ihn wendet, entscheidet sich der dreiundsechzigjährige Schafzüchter Gaby, seinen Bauernhof zu veräussern.

Kino

12. März 2014

Casse-têtê chinois

Auch mit bald vierzig Jahren ist Xavier nicht vor romantischen Irrungen und Wirrungen gefeit und auf der Suche nach dem richtigen Platz im Leben. Cédric Klapischs neuster Film schliesst an die Vorgänger L’auberge espagnole (2001) und Les poupées russes (2004) an und lässt uns den Figuren, die wir vor rund fünfzehn Jahren in einer Studentenwohngemeinschaft in Barcelona kennengelernt und vor zehn Jahren in Paris, London und Sankt Petersburg wiedergesehen haben, aufs Neue begegnen.

Kino

12. März 2014

The Grand Budapest Hotel

Zubrowka heisst das imaginäre Land, das Wes Anderson für The Grand Budapest Hotel kreiert hat. Der Name stammt nicht aus dem Hier und Heute. Es ist eine sehr, sehr ferne Zeit, in der der Film spielt, und eine fremde Welt: eine hermetisch abgeriegelte, die aber doch den Charme einer versunkenen Welt ausstrahlt.

Kino

12. März 2014

Her

In diese Stimme muss man sich einfach verlieben: freundlich, schalkhaft, tief, rau, immer in Gefahr, zu versagen oder sich zu überschlagen, besonders bei herzhaftem Lachen oder diebischer Freude. Eine Stimme, die Reife und Erfahrung ausstrahlt, von der erotischen Anziehung ganz zu schweigen, und natürlich gehört sie Scarlett Johansson. Das Besondere am neuen Film von Spike Jonze: Johanssons Stimme ist keinem Körper zugeordnet.

Kino

12. März 2014

Ida

Ida entsteht 2012 und kommt zum Schluss, dass sich die vorangegangenen Epochen neuerdings überblicken liessen, während von den eben begonnenen kaum noch etwas zu sehen sei. Der Film von Pawel Pawlikowski blendet ein halbes Jahrhundert zurück, in die frühen Sechziger mit ihrem zaghaften Wiederaufbau, um von dort einen Schritt weiter zu lenken: vor das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Kino

12. März 2014

Nymphomaniac

Wenn die gequälte, sexsüchtige Joe (von Triers Muse Charlotte Gainsbourg) beim belesenen Seligman Busse tun will für eine nicht vollzogene Tat und in Rückblenden ihr sexuelles Erwachen und ihren Weg in die Abhängigkeit schildert, erhalten wir eigentlich Einblick darin, wie Lars von Trier mit Lars von Trier spricht. «Joe, c’est moi», könnte er Gustave Flauberts Identifikation mit seiner Romanfigur, der Ehebrecherin Emma Bovary, abwandeln.

Kino

12. März 2014

Tableau noir

Das gibt es in der Schweiz kaum noch: Eine Primarschule, in der sechs- bis zwölfjährige Mädchen und Buben gemeinsam unterrichtet werden, mehrheitlich von einer Lehrkraft. So wie es Gilbert Hirschi über vier Jahrzehnte in der École Primaire Intercommunale in Derrière-Pertuis, auf den Höhen des Neuenburger Juras, tat.