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Terezafischer

Tereza Fischer

Chefredakteurin 2014-2020

Die Liebe zum Film habe ich als Schlüsselkind in der ehemaligen Tschechoslowakei entdeckt, als ich die Mittwochnachmittage nutzte, um mich für eine Krone im Kino in fantastische Welten entführen zu lassen. Zur puren Lust am Kino kam viel später die ebenso befriedigende Auseinandersetzung mit Theorie, Geschichte und Ästhetik des Films. An der Universität Zürich habe ich nicht nur Wissen aufgesaugt, sondern auch viel beim Unterrichten gelernt. Das jahrelange Schreiben im stillen Kämmerlein über Unschärfe und Schärfeverlagerungen habe ich für einen abwechslungsreichen Berufsalltag eingetauscht. Von April 2014 bis Februar 2020 habe ich Filmbulletin geleitet.

Artikel dieser Autor:in

Kino

17. Juni 2015

Victoria

Die Hauptrolle in Victoria spielt die Kamera. Sie performt variationsreich über die 136 Minuten des Films, der aus einer einzigen langen Einstellung besteht. Erst wählt sie ihre Protagonistin aus einer tanzenden Menge eines Tanzclubs aus und lässt sie bis zur letzten Minute nicht mehr aus den Augen, rennt mit, tanzt mit, wird hektisch und aufgeregt, wenn mit Waffen hantiert wird, und taumelt schliesslich erst in Freude, dann erschüttert, verängstigt und fassungslos aus dem ganzen Schlamassel heraus.

Kino

17. Juni 2015

Star/Zvezda

Mascha träumt wie viele junge Russinnen von Schönheit und Reichtum. Sie will als Schauspielerin ein Star werden, beim Vorsprechen will es mit dem Weinen auf Befehl aber nicht so richtig klappen. Obwohl ihr das Talent fehlt, hat sie sich einen Plan zurechtgelegt, um ihr Ziel dennoch zu erreichen: eine stattliche Liste der vermeintlich notwendigen und teuren Schönheitsoperationen, von den Ohren über die Brustvergrösserung zu den krummen Beinen. Das Geld dafür fehlt, und so lässt sie sich in einem Nachtclub als Meerjungfrau in ein rundes Wasserbecken stecken.

Kino

29. Apr. 2015

Bouboule

Bruno Deville hat die autobiografisch motivierte Coming-of-Age-Geschichte zusammen mit Antoine Jaccoud geschrieben, der auch für Ursula Meier das Drehbuch zu Sister geliefert hat. Er inszeniert seinen ersten Langspielfilm als eine Art Feel-Good-Movie und lässt das Drama des schwierigen und mit Übergewicht erst recht belasteten Erwachsenwerdens und der Suche nach der eigenen Männlichkeit als leichte Komödie in ein Happy End münden.

Kino

11. März 2015

Iraqi Odyssey

Es ist eine originelle Interpretation von Homers Odyssee, die Samirs Onkel Sabah Jamal Aldin zu Beginn dieses autobiografischen Dokumentarfilms präsentiert: Odysseus’ Gattin Penelope ist in seiner Version der Irak, der nicht auf die Rückkehr des Helden von seinen gefährlichen Abenteuern wartet, sondern sich mit den USA ins Bett legt.

Kino

11. März 2015

Driften

Am Anfang des Films rollt Robert wie ein übermütiges Kind den Hügel runter. Eine kurze Befreiung, die das Oben und Unten durcheinanderbringt und eine schwerwiegende Schuld vergessen lässt. Robert lässt sich treiben. Driften