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Johannes binotto

Johannes Binotto

ist Kultur- und Medienwissenschaftler und lehrt an der Hochschule Luzern Design+Kunst. In dieser Kolumne denkt er darüber nach, was passiert, wenn der Film nicht mehr nur im Kino stattfindet, und entdeckt neue Sehgewohnheiten für alte Filme.

Johannes Binotto ist Kultur- und Medienwissenschaftler, freier Autor, Dozent und Forscher an den Universitäten Zürich und Basel, sowie der Hochschule Luzern Design + Kunst und Redaktor von Filmbulletin. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Schnittstellen zwischen Kinogeschichte, Filmtechnik, Psychoanalyse und Raumanalyse. Er grübelt, spricht und schreibt über hysterische Mafiosi und ungewöhnliche Körper, verkannte Fernsehserien und flickerndes Experimentalkino, altes Kinderspielzeug, neue Techniken, tödliche Orte und verstörende Affekte.

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Artikel dieser Autor:in

Essay

14. Dez. 2015

Whiteout

Farben bilden das Koordinatensystem des Westerns: Sie geben Wege vor und markieren jenen ­Horizont, zu dem sich der einsame Cowboy immer wieder aufs Neue aufmachen muss. Beginnt es aber im Western zu schneien, ändert sich alles.

Porträt

18. Sep. 2015

Phantombilder, Glance-Lichter

«Les films avancent comme des trains, tu comprends? Comme des trains dans la nuit», sagt François Truffaut in La nuit américaine. Am Anfang von Lars von Triers Europa fährt die Kamera über das Geflecht der Schienen, während die Stimme des Erzählers uns in Trance redet. So funktioniert Kino: Es fährt mit uns Zug. In Locomotive von Christoph Girardet und Matthias Müller eilen die Züge von rechts nach links und zugleich von links nach rechts durchs Bild, verschwinden von vorne nach hinten und nähern sich von hinten nach vorn. Drei Screens nebeneinandergestellt schaffen ein Super-Mega-Cinemascope, wo sich die Bilder verketten, so wie man Züge rangiert. Alle Bilder haben Anschluss und rasen mit uns davon. Die Hypnose kann beginnen.

Essay

15. Juli 2015

Fall Out

Man nannte ihn den «Picasso of violence». Kritiker ­warfen Sam Peckinpah gerne Gewaltverherrlichung vor. Dass sein Gesamtwerk nicht auf diese Unterstellung reduziert werden kann, zeigt ein Blick auf Peckinpahs Kunst der Montage und Demon­tage.

Kino

29. Apr. 2015

The Duke of Burgundy

Der britische Regisseur Peter Strickland weiss nur zu genau, dass die Gewalt des Masochismus vor allem auch Bildgewalt ist, und so ist The Duke of Burgundy, sein schwelgerisches Porträt einer masochistischen Liebesbeziehung, ein wahrhaft opulenter Film geworden, bei dem jedes noch so kleine Detail der Ausstattung mit Bedacht, genauer: mit fetischistischer Lust ausgesucht wurde.

Essay

12. Juni 2013

Abgrund der Oberfläche

Der Titel «The Real Eighties», unter dem das Österreichische Filmmuseum dieser Tage eine gross angelegte Filmreihe zu den Achtzigern präsentiert, müsste man wohl komplett gegen den Strich lesen: Im scheinbar so gefälligen Zelebrieren von Oberflächen, wie man es dem Kino der achtziger Jahre vorwirft, zeigte sich ein schonungsloser Wille, in jene schwindelerregende Leere des Realen zu starren, die hinter den Erscheinungen lauert.

Kino

01. Jan. 2009

Pausenlos

Die Tendenz unserer Leistungsgesellschaft, zeitliche Freiräume immer mehr abzubauen, untersucht der Schweizer Filmemacher Dieter Gränicher in Pausenlos. Er porträtiert verschiedene Menschen und deren Umgang mit Zeit in einer Gesellschaft, die das Nichtstun verlernt hat.